Wenn wir Deutschen etwas richtig gut können – dann ist das Verwaltung.
Von Ingeborg Obi-Preuß, 27.02.2016.
Braunschweig. Und jetzt, rund um das Thema Flüchtlinge, ist das unbezahlbar.
Allein, was in Braunschweig zu beobachten ist, grenzt an eine Meisterleistung. Die Verwaltungsprofis arbeiten unbeirrt mit den zahlreichen Unbekannten in ihrer Rechnung, sie greifen auf ihre jahrelange Erfahrung zurück – und packen es einfach an. Meine Schwester wohnt in Amsterdam und ist in einem Flüchtlingscamp in Frankreich aktiv. Sie postet Bilder auf Facebook – Menschen, knietief im Schlamm, Müll, ärmliche Zeltfetzen – Zustände, die in Braunschweig undenkbar sind. Gott sei Dank.
Dass unsere Verwaltung sich aber auch mitunter selbst Mut machen muss, gehört zum Alltag, die Worte des Bürgermeisters auf seinem Neujahrsempfang klingen noch im Ohr: „Die eigentlich reglementierende Größe wird das Personal sein“, sagte er mit besorgtem Blick in die Zukunft „seiner“ Stadt.
Die Wohlfahrtsverbände sind hier wertvolle Partner, aber sie greifen auf den gleichen Stellenmarkt zu. Und sie werden das Risiko weitergeben und sich die zusätzlichen Stellen von der öffentlichen Hand finanzieren lassen. Logisch.
Immer wichtiger für ein Gelingen der Zukunft wird der Einsatz der ehrenamtlichen Helfer und Quereinsteiger sein. Und derer, die das Ganze mit ihren Steuergeldern überhaupt möglich machen.
Wie schön, dass diese Willkommenskultur offensichtlich einen langen Atem hat. Trotz sich auch in Braunschweig häufender fremdenfeindlicher Übergriffe und rechter Schmierereien lassen sich die meisten Menschen nicht beirren. Am Montag ist wieder eine Kundgebung vor dem Rathaus gegen rechte Gewalt geplant. „Wir sind das Volk“ – genau so sieht das aus.