9. Dezember 2022
Wirtschaft

Kunden entscheiden sich kurzfristig

Braunschweigs Einzelhandelsexperten beobachten ein verändertes Kaufverhalten

Die Besucherfrequenzen in der Innenstadt sind noch nicht auf Vor-Corona-Niveau, stimmen allerdings Stadtmarketing und Handel – darunter Marc-Alexander Krack vom Einzelhandelsverband Harz-Heide (kleines Foto links) und Olaf Jaeschke, Vorsitzender des Arbeitsausschuss Innenstadt (AAI) – optimistisch. Foto: BZ/Florian Kleinschmidt/BestPixels.de

Braunschweig. Nach zwei mageren Corona-Jahren ist der Innenstadthandel bescheiden geworden. „Die Erwartungen waren von Anfang an nicht sehr hoch, was den Umsatz in der Vorweihnachtszeit betrifft“, bestätigen Olaf Jaeschke, Vorsitzender des Arbeitsausschuss Innenstadt (AAI), und Marc-Alexander Krack vom Einzelhandelsverband Harz-Heide.

Zwar lässt sich inzwischen ohne Maske einkaufen und auch sonst sind viele Beschränkungen gefallen. Doch jetzt treiben die Menschen andere Sorgen um. „Viele schauen erst einmal, ohne sich gleich zu entscheiden“, bemerkt Krack eine gewisse Kaufzurückhaltung, sieht die Gründe dafür allerdings nicht allein in den aktuellen Belastungen für die Verbraucher. „Die Einstellung hat sich geändert“, bringt es Krack auf den Punkt. Egal, ob Handel, Gastronomie oder Hotellerie – Kunden entschieden sich heute deutlich kurzfristiger als noch vor fünf Jahren. Der Leiter der Braunschweiger Geschäftsstelle des Handelsverbandes hofft deshalb auf eine starke zweite Adventshälfte. Und auch auf die Wochen nach Weihnachten, wenn die verschenkten Gutscheine eingelöst werden. „Händler sind Grundoptimisten“, lacht Marc-Alexander Krack.

Stadt attraktiv machen

Optimistisch zeigt sich auch Olaf Jaeschke. Der AAI-Vorsitzende ist „sehr zufrieden“ mit dem Vorweihnachtsgeschäft – und vor allem mit der Entscheidung des Stadtmarketings, den Weihnachtsmarkt über die gesamte Laufzeit stattfinden zu lassen. „Das rettet nicht nur die Schausteller. Es holt auch die Menschen zurück in die Stadt“, freut sich Jaeschke über volle Fußgängerzonen, die ersten Reisebusse von auswärts und das gute Zusammenspiel zwischen Stadt, Stadtmarketing und Handel.

Die Menschen müssten wieder an einen Besuch in der City gewöhnt werden. „Sie haben jetzt zweieinhalb Jahre mal eben mit einem Klick im Netz bestellt – das gilt es zu durchbrechen“, sagt Jaeschke. Und sieht auch schon die ersten Anzeichen, das das gelingt. „Der Umsatz von Amazon & Co. ist deutlich gesunken. Zudem hat der Online-Handel mit seinem Just-in-time-Konzept deutlich mehr mit Lieferengpässen zu kämpfen als der stationäre Händler vor Ort“, so der AAI-Vorsitzende. Leere Regale? Nicht in der Innenstadt! „Die Händler haben sich rechtzeitig aufgestellt und ihre Ware schon im Frühjahr geordert“, betont Jaeschke.

Zahlen stimmen optimistisch

Die Frequenzmessungen des Stadtmarketings scheinen seine Sicht zu bestätigen. Seit sechs Jahren beobachtet das Stadtmarketing lasergestützt die Besucherströme in der Innenstadt.
Wie in der ersten Adventswoche lagen die Zahlen auch in der zweiten über 2021 – und waren noch einmal deutlich angestiegen. „Die Lasermessgeräte erfassten einen Zuwachs um insgesamt 50 000 Frequenzen“, so das Stadtmarketing in einer Pressemitteilung. Der 3. und 4. Dezember hätten sogar schon auf dem Niveau vor der Pandemie gelegen, wobei der stärkste Tag der Samstag mit rund 172 900 Frequenzen war. „Dass wir am Wochenende die Zahlen von vor der Pandemie erreichen, ist ein toller Erfolg. Das ist ein großes Kompliment für unsere Innenstadt und den Weihnachtsmarkt, und damit unsere zahlreichen Partner aus Handel, Gastronomie und Kultur“, freut sich Gerold Leppa, Geschäftsführer der Braunschweig Stadtmarketing GmbH.

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