Braunschweig. Mehr als 5000 Menschen und ein Meer von Kerzen: In dieser Woche setzte die Stadt ein beeindruckendes Zeichen.
Die Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen und die Stadt Braunschweig hatten zu einer Friedensdemonstration auf den Schlossplatz eingeladen. Auch Vertreter der islamischen und jüdischen Gemeinden schlossen sich dem Appell für eine Beendigung des Ukraine-Krieges an. Aus vielen Gesichtern sprach Betroffenheit und Fassungslosigkeit.
Stille. Für einen kurzen Augenblick scheint die ganze Stadt den Atem anzuhalten. Lars Dedekind, Propst der evangelisch-lutherischen Propstei, hatte kurz zuvor zu einer Schweigeminute aufgerufen. Und die 5000 Menschen auf dem Schlossplatz schweigen. „Stoppt Putin“ steht auf den Plakaten, „Stoppt den Krieg“ und „Frieden“. Darüber schweben blau-gelbe Luftballons, mancher hat die ukrainische Flagge um die Schultern gelegt. An diesem Abend scheint das Land im Osten ganz nah.
„Nur eine Autotagesreise oder zwei Flugstunden entfernt fürchten Menschen um ihr Leben“, versuchte Lars Dedekind, das Unbegreifliche in Worte zu fassen: Krieg mitten in Europa. Putin sei in einem „mittelalterlichen Machtrausch“, so Oberbürgermeister Dr. Thorsten Kornblum, der gleichzeitig beeindruckt war von dem Mut, mit der die Ukrainer ihre Freiheit verteidigten, „aber genauso von dem Mut der russischen Bürger, die gegen den Krieg demonstrierten.“ „Wir werden helfen“, versprach er unter großem Beifall der Teilnehmer. „Wir werden Flüchtlinge aufnehmen und dafür eine Task Force einrichten.
„Die Menschlichkeit macht uns alle zu Geschwistern, hier in Braunschweig, in Deutschland, in Europa und auch in der Ukraine“, bestätigte Sadiqu Al-Mousllie als Vertreter der muslimischen Gemeinden. Und betete auf Deutsch und Arabisch für ein Leben in Frieden. Wie weit der im Moment entfernt ist, machte das ukrainische Duo Dalibude deutlich, das vom Kampf im Morgengrauen sang und mit der ukrainische Nationalhymne eine Hoffnung ausdrückte: „Noch ist die Ukraine nicht gestorben“ heißt es darin.
Wie schon bei der Demonstration am vergangenen Samstag hatte die Gewerkschaft Verdi wieder für die Kriegsopfer gesammelt. 12500 Euro kamen zusammen. Mit der Sammlung von Samstag seien es 21800 Euro, so Geschäftsführer Sebastian Wertmüller.