Es ist diese spezielle Atmosphäre, die den Schritt leicht und beschwingt macht, die Sinne schärft und die Neugier weckt. Die Sonne scheint, in dem orangefarbenen Haus vor mir ist ein Fenster geöffnet, Celloklänge wehen heran. Junge Menschen tragen Instrumentenkoffer mit sich herum, treffen sich zum spontanen Konzert an einer Hausmauer. Die Musikhochschule ist gleich um die Ecke.
Weimar – das ist Goethe und Schiller, das ist die Herzogin-Anna-Amalia-Bibliothek und Schloss Belvedere, das ist Nazi-Architektur wie das „Gauforum“ und als (ideologischer) Gegenpol das Bauhaus.
In diesem Jahr feiert die staatliche Hochschule, von der aus die „Neue Sachlichkeit“ durch Deutschland und in die Welt zog, ihren 100. Geburtstag. Das von Walter Gropius gegründete Institut, an dem die Grenzen zwischen Kunst und Kunsthandwerk verwischt wurden und Frauen erste Schritte aus dem Schatten einer männerdominierten Gesellschaft machen konnten, schrieb deutsche Designgeschichte.

Es war eine kurze Zeit des Aufbruchs nach dem Ersten Weltkrieg, in der die Moderne und das Leben an sich gefeiert wurden. In der Architektur, der Kunst oder auch dem Möbeldesign hat das Bauhaus Spuren hinterlassen, die heute noch so klar und eindrücklich sind wie zu ihrer Entstehungszeit. Ein neues Bild des Menschen und seiner Beziehung zur Umwelt steht dahinter.
Weimar ist immer eine Reise wert, was in diesem Jahr besonders gilt. Egal, ob Gäste mehr an der Weimarer Klassik, am Bauhaus oder gar an fürstlicher Gartenkultur interessiert sind, die größten Attraktionen liegen zum größten Teil nah beieinander. Und wer nach so viel Kultur ein wenig Entspannung sucht, geht in einen der schönen Parks, in ein Café oder auch auf einen der alten Friedhöfe der Stadt.
Am 6. April soll der dreistöckige Kubus, das Bauhaus-Museum Weimar, eröffnet werden.
Ab Mai wird im Haus am Horn zu sehen sein, wie sich (Innen-)Architekten das neue Wohnen vorstellten.
Wem Weimar zu weit ist, kann in Celle Bauhaus-Architektur von Otto Haesler zum Beispiel im Italienischen Garten bewundern. Im Mai ist die Wiedereröffnung des Haesler-Museums mit einer original erhaltenen Arbeiterwohnung geplant (sehr sehenswert!).