Von Marion Korth, 7. April 2015.
Braunschweig. Nach den drei Räubern, ihrer zweiten Produktion fürs Junge Staatstheater, nun „Der hässliche kleine Vogel“. Regisseurin Juliane Kann hat das Lieblingsbilderbuch ihrer Kindheit hervorgeholt und bringt es als Stück für Kinder ab zwei Jahren auf die Bühne. Am Sonntag wird es im Haus Drei Premiere haben.
Irgendwie aufgeregt ist sie schon, aber auf die entspannte Art. Theater für die „Allerkleinsten“ (so wird es angekündigt) entzieht sich einer intellektuellen Erwachsenenbeurteilung. Kinder ticken anders, es wird spannend zu sehen sein, wann sie lachen, woran sie Freude haben. „Der Lustgewinn steht im Vordergrund“, sagt Juliane Kann. Die Freude am gemeinsamen Spiel, an dem Stück an sich, wird sich übertragen. Ganz bestimmt. Mit Anja Signitzer und Arne Ziegfeld setzt die junge Regisseurin auf bewährte Partner. Auch wenn das bedeutet, dass der kleine hässliche Vogel nicht mehr klein ist, Musiker Arne Ziegfeld ist ein Zwei-Meter-Mann. Hässlich ist der Vogel schon, Schnabel und Kopf sind viel zu groß geraten, ein Küken, vor der Zeit aus dem Nest gefallen. So haben es Werner Heiduczek und Wolfgang Würfel 1976 beschrieben und gezeichnet, und Juliane Kann ist der geliebten Buchvorlage treu geblieben. Eine Erzählerin ist sie, die mit zwei Liedern, sieben gesprochenen Sätzen, Kostümen, die auch Bühnenbild sind, und einem tonal wandlungsfähigen Klavier Wälder wachsen lässt und Vogelkonzerte dirigiert.
„Einen Schritt zurückzugehen auf das Fragmentarische“, das sei die Herausforderung, ein Stück für junge Kinder zu inszenieren. Sich in die Sichtweise Zweijähriger versetzen zu wollen, sei „total idiotisch“, aber sich heranpirschen, das geht auch mit fast 33. In einer Dreiviertelstunde wird sich der kleine hässliche Vogel aus der Deckung wagen, wird sein geheimes Gesangstalent zum Leuchten kommen. Ein „happy Happy-End“ wird es dennoch nicht geben, sagt Juliane Kann. Der kleine Vogel wird ein Außenseiter bleiben, aber einer mit einer besonderen Begabung. „Es braucht Mut, sich zu trauen, aber es braucht auch jemanden, der einen dabei unterstützt.“ Diese zwei Komponenten in der Auseinandersetzung mit dem (eigenen) Anderssein machen es für die Regisseurin so reizvoll.
Hat sie bei der Auswahl gerade dieser Buchvorlage an Fremdenhass und Diskussionen über Flüchtlinge gedacht? „Nein, es wäre gelogen, das zu behaupten“, sagt Juliana Kann. „Aber so ein Stoff kommt nie aus der Mode und es werden sich immer aktuelle Bezüge finden lassen.“ So wird das Theater für die „Allerkleinsten“ dann doch zum Theater für alle zwischen 2 und 99. Für die Jüngsten sind die kraftvollen Bilder, Töne und Szenen, für die Älteren der rote Faden der Geschichte und Anknüpfungspunkte zum Weiterspinnen. Mehr geht nicht.
Aufführungen sind am 12. April (15 Uhr, Premiere), 13. April (10 Uhr), 10. Mai (15 Uhr), 13. Mai (10 Uhr), 14. Mai (15 Uhr), 29. Mai (10 Uhr) und 30. Mai (15 Uhr).