„Gewürze sind ein klein wenig wie großes Kino. Was zählt, ist das Gefühl“, habe ich einmal gelesen. Was dem einen die Messerspitze Chili, ist dem anderen der halbe Teelöffel feurige Schärfe. Die Geschmäcker sind eben verschieden. Gewürze sind das Metier und die Leidenschaft von Denise und Thomas Wisniewski. Die beiden sind die Gesichter des Braunschweiger Unternehmens „Löwenkraut“.
Bei einem Besuch des Firmensitzes in Braunschweig-Wenden, erzählt Thomas Wisniewski: „Unser Sortiment besteht aus rund 300 verschiedenen Produkten, etwa die Hälfte davon sind Gewürzmischungen und davon der größte Teil nach eigenen Rezepturen.“ Eine der beliebtesten davon sei das „Stullen-Topping“, ein Mix aus Steinsalz, Paprika, Tomate, Zwiebeln, Schnittlauch, schwarzem Pfeffer, geschroteter Senfsaat, Schwarzkümmel, Cayenne Flocken „und blauen Kornblumenblüten für die Optik. Das macht sich gut auf einem mit Butter oder Frischkäse geschmierten Brot“, versichert er.
Die Gewürzmischungen von Löwenkraut sind individuell und exklusiv, die Zusammenstellung kreativ und gut durchdacht. „Alles muss stimmen. Die Optik, die Konsistenz, die Körnung und natürlich das Preis-Leitungs-Verhältnis“, erklärt Denise Wisniewski. Gibt es eine Idee für eine neue Komposition, werde diese erst einmal ausgiebig getestet, bis die Rezeptur final sei. Zuviel Knoblauch? Zuwenig Salz? Zu grobkörnig? „Es gibt Probe-Päckchen für alle und das Feedback kommt vom ganzen Team.“
Das besteht aus 13 Mitarbeitern. Sie erledigen in der Wendener Lagerhalle alles in Handarbeit, wiegen die Gewürze ab, stellen die Mischungen zusammen, füllen ab, etikettieren und verpacken. Vieles wird per Post versendet, rund 100 Pakete gehen wöchentlich an Kunden raus, die im Onlineshop bestellt haben. Doch nicht nur Endverbraucher, sondern auch Restaurants ordern bei Löwenkraut, rund 50 Partner sind Weiterverkäufer. Dazu zählen regionale Edeka- und Görge-Märkte sowie Hof- und Bioläden, aber auch deutschlandweit gibt es Abnehmer, die die Produkte aus Braunschweig fest in ihrem Sortiment verankert haben. Jeden Montag gibt es in Wenden (Im Steinkampe 10) einen Lagerverkauf.
Hochwertige Produkte zu kreieren, das ist der Anspruch, den die Firmenleitung als oberste Maxime pflegt. „Wir verwenden nur erstklassige und natürliche Zutaten ohne Zusätze und Geschmacksverstärker, ein Teil des Sortiments ist Bio-zertifiziert. Und wir arbeiten ausschließlich mit deutschen Gewürzgroßhändlern zusammen. So können wir sicher sein, dass die Ware unbedenklich und gereinigt ist“, betont Thomas Wisniewski. Gleichbleibend gute Qualität, das sei beispielsweise auch der Grund, warum bei Löwenkraut hauptsächlich Steinsalz statt Meersalz zum Einsatz komme, erläutert der 39-Jährige.
Neben einer Vielzahl Einzelgewürzen – inklusive zahlreicher Exoten, von denen jedes einzelne eine Rarität in heimischen Gewürzregal ist – bietet die Gewürzerie auch Tee und Spezielles für die vegane Küche an, denn das Ehepaar ernährt sich selbst so und die Nachfrage danach steigt. „Das Kala Namak Salz zum Beispiel zaubert einen salzigen Ei Geschmack und unser Rauchsalz macht sich toll im deftigen Eintopf“, schwärmt Denise Wisniewski. Dazu kommen saisonale Produkte wie Kürbisgewürz, Pilzallrounder oder Glühweingewürz und allgemeine Trends wie der Immunbooster „Goldene Milch“.
2018 hat Thomas Wisniewski das Start-up gegründet: „Mit meinem alten Freund Thomas Kaminski“. Geschäftsführer sind beide. Während Wisniewski als gelernter Kaufmann im Groß- und Außenhandel alle operativen Abläufe und Einkäufe, die Rezeptentwicklung und das Buchen von Veranstaltungen organisiert, ist Kaminski ist für die Produktionsabläufe zuständig und führt das Geschäft im strategischen Bereich mit. Denise Wisniewski kümmert sich als gelernte Industriekauffrau und vegane Ernährungsberaterin um Vertrieb, Versand, Social Media und Marketing.
Waren es zu Beginn vor allem hochwertige Messen, Stadtfeste und Kunsthandwerkermärkte auf denen Löwenkraut sich mit einem Stand einen Namen machte, brachte mit Beginn der Corona-Jahre der Online-Shop das junge Unternehmen nach vorne. Sicherlich auch, weil Lockdowns und die pandemie-bedingte Reduzierung auf die eigenen vier Wände viele Menschen wieder an den eigenen Herd brachten oder überhaupt erst zum Kochen animierten. So konnte das Start-up seit seiner Gründung kontinuierlich wachsen.