Von Birgit Leute, 02.07.2014.
Braunschweig. „Im Hospiz darf nicht gelacht werden.“ Vorurteile gegenüber Sterbeorten gibt es reichlich. Eine mobile Ausstellung des Hospiz Braunschweig will noch bis zum 31. Juli einige besonders schiefe Bilder gerade rücken. Derzeit ist sie am Sack zu sehen.
Schon der Auftritt erstaunt: Als Ausstellungsort haben die Macher einen freundlich angesprühten Bauwagen gewählt. „Die Kunst des Sterbens ist eine Kunst des Lebens“, steht an einer Seite geschrieben – ein Leitspruch des Braunschweiger Palliativmediziners Dr. Rainer Prönnecke, der für die ganze Ausstellung stehen kann. Denn das mobile Hospiz will zeigen: Sterben gehört zum Leben einfach dazu, auch wenn es im Alltag gerne mal ganz weit weggeschoben wird.
„Wir stellen unseren Bauwagen deshalb auch bewusst in Fußgängerzonen auf, dort, wo die Menschen einkaufen, flanieren“, sagt Ulrich Kreuzberg von der Hospizarbeit Braunschweig. Auch für ihn ist das Konzept etwas Neues, Ungewohntes. Denn der Impuls für diese Ausstellung kam vom Theaterpädagogischen Zentrum. „Wir finden das Thema einfach wichtig“, sagt Leiter Martin von Hoyningen Huene. In mehrstündigen Workshops setzten sich Mitarbeiter des Vereins Hospizarbeit mit Künstlern und Theaterpädagogen zusammen. Die einen erzählten von ihrem Alltag, die anderen gossen diese Erzählungen in eine künstlerische Form. Tondokumente sind auf diese Weise entstanden, Zettel mit Gedankenfetzen, eine Fotoserie von einer Tanz- und Bewegungsperformance.
Gemeinsam mit einer vierten Klasse der Grundschule Comeniusstraße entwickelte Theaterpädagoge Moritz Scheuermann zum Beispiel kleine Apothekenzettel. „Darauf haben die Kinder ihre Ratschläge gesammelt zu den Fragen: Wie gehe ich mit Sterbenden um? Was hilft ihnen?“
„Eine nicht alltägliche Erfahrung“, resümiert Doris Schröder vom Hospizverein lächelnd ihren Ausflug in die Welt der Kunst und des Theaters und sieht die Ausstellung gleichzeitig „als ganz große Chance für die Hospizarbeit“. Die wöchentlich wechselnde Ausstellung wird unter anderem gefördert vom Niedersächsischen Ministerium für Wissenschaft und Kultur, der Stadt Braunschweig und der Stiftung Braunschweigischer Kulturbesitz.
Der Bauwagen steht noch bis zum 12. Juli am Sack (Nähe Graff), vom 16. bis 19. Juli am Magnikirchplatz und vom 23. bis 31. Juli auf dem Herzogin-Amalia-Platz (hinter den Schlossarkaden). Öffnungszeiten: Montag bis Freitag von 10 bis 13 und 15 bis 18 Uhr, sonnabends von 10 bis
14 Uhr.