10. März 2023
Politik

Neuer Anlauf für Sanierung

Ende nächsten Jahres soll die Rundum-Erneuerung der Stadthalle beginnen

Die Stadthalle ist ein Sanierungsfall, die notwendigen Arbeiten waren aber ins Stocken geraten. In der Zwischenzeit wurde sie als Impfzentrum und Flüchtlingsunterkunft genutzt und dient immer noch als Ratssitzungssaal. Foto: Darius Simka/regios24

In der Geschichte ist der Wurm drin: Schon zweimal musste die Sanierung der Stadthalle verschoben werden. Nachdem die Planungen 2020 abgeschlossen und eine Baugenehmigung erteilt war, fand sich einfach kein Generalunternehmer, der die Arbeiten und einen anschließenden Betrieb übernehmen wollte.

Jetzt kommt frischer Wind in die Sache: Natascha Wessling legte in der vergangenen Woche einen konkreten Zeitplan vor. Sie ist Geschäftsführerin der neu gegründeten Hochbausparte der Struktur-Förderung Braunschweig GmbH, kurz SFB. Mit ihr will die Stadt die Sanierung in eigene Hände nehmen. Anvisiert ist, bis Mitte 2028 alle Arbeiten abzuschließen und die Stadthalle dann wieder eröffnen zu können.

Wie ein 3-D-Puzzle

Ein ehrgeiziges Ziel. „Das Gebäude kann durch den bestehenden Denkmalschutz ja nicht einfach niedergewalzt werden“, sagt Wessling. Innere und äußere Verkleidungen müssen also zunächst sorgfältig dokumentiert, aufgearbeitet und später – wie in einem 3-D-Puzzle – wieder eingebaut werden. Auch die beim Bau in den 1960er Jahren verwendeten Schadstoffe müssen sicher entfernt und entsorgt werden. Noch einmal mindestens sechs Monate sind nötig, um die technischen Anlagen wieder in Betrieb zu nehmen. „Wir wollen schließlich für die nächsten zwei Generationen konkurrenzfähig sein“, betont Wessling.

Dass die fast 60 Jahre alte Dame Stadthalle zu altmodisch für das moderne Kongress-, Tagungs- und Veranstaltungsgeschäft sei, sieht sie nicht. „Die Anordnung der Foyers und Säle zueinander sind sehr flexibel, und auch die Akustik ist hervorragend“, schwärmt Wessling. Allerdings entspräche das Gebäude weder energie- noch sicherheitstechnisch modernen Standards. Ein Problem: Die Wärmebrücken an den Außenwänden. Die dort verbauten Betonpfeiler sind nicht isoliert. „In den vergangenen sechs Jahrzehnten wurde einfach warme Luft dorthin geblasen, heute gilt das als Energieverschwendung“, sagt Wessling. Auch die Schiebetüren zwischen den Sälen werden aus Brandschutzgründen weichen müssen. Auf ungenutzten Dachflächen soll außerdem Photovoltaik zum Einsatz kommen. Voraussichtliche Kosten für die Sanierung: Rund 140 Millionen Euro – fast 80 Millionen mehr als die zuletzt genannte Summe aus 2019, was Wessling unter anderem mit den exorbitant gestiegen Baukosten begründet.

Für Oberbürgermeister Dr. Thorsten Kornblum und Wirtschaftsdezernent Gerold Leppa ist die Sanierung alternativlos: „Die Stadthalle hat als Kongress- und Tagungszentrum eine Schlüsselfunktion in Braunschweig, im Kanon mit den anderen Veranstaltungsstätten ist sie unsere Spezialistin für solche Formate“, betont Leppa. Der OB ist froh, dass es „in Rekordzeit“ gelungen sei, ein Team zusammenzustellen, das die Sanierung der Stadthalle leiten wird. „Nun kann diese anspruchsvolle und ambitionierte Projekt Fahrt aufnehmen.“

So geht es weiter:

• Mai 2023: der Rat entscheidet über die Auftragsvergabe an den SFB.
• Mitte 2024 bis Mitte 2025: Schließung der Stadthalle, Beginn des Rückbaus und der Schadstoffsanierung, Dokumentation • Mitte 2025 bis Mitte 2028: Sanierungsphase.

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