Parkplätze werden für Lastenfahrräder reserviert, Fahrbahnen probeweise für Biker abgetrennt, ab Mai fallen nach und nach die kostenlosen Parkplätze in der Okerumflut weg. Der neue Mobilitätsentwicklungsplan ist noch gar nicht konkret auf den Weg gebracht, da wird in Braunschweig schon mal geschaut, was so geht.
Dem Innenstadthandel bereitet das Tempo Sorge. Nicht, dass er die Ideen und Vorschläge nicht mittragen würde. „Die Verkehrswende ist richtig und wichtig“, betonen Olaf Jaeschke und Astrid Striese vom Arbeitsausschuss Innenstadt e.V. (AAI). Aber man dürfe jetzt nicht das Augenmaß verlieren, „Autofahrer zu vergrämen, solange der ÖPNV noch nicht gut funktioniert, heißt den Ast abzusägen, auf dem wir sitzen“, sagt Jaeschke.
Eines der größten Parkhäuser der Stadt, die Packhof-Tiefgarage, ist aktuell geschlossen – und wird es auch die kommenden Monate noch sein. Keine gute Nachricht für Besucher, die mit dem Auto anreisen. „Wir haben aber noch genug Alternativen“, betonen Olaf Jaeschke und Astrid Striese mit Blick auf das Karstadtparkhaus, die Schloss-Arkaden und den Eiermarkt.
Nicht die Lust nehmen
Autofahrern aus dem Umland die Lust auf Braunschweig zu nehmen, ist nicht ihrem Sinn. Eine komplett autofreie Innenstadt auch nicht. „Der Anteil des Radverkehrs ist ungefähr so groß“, deutete Jaeschke noch nicht einmal das Viertel eines Kuchens an. „Aber in der Diskussion wird alles von ihm beherrscht“, so der AAI-Vorsitzende.
Die reservierten Parkplätze für Lastenfahrräder und E-Roller und auch die Fußgänger und Radfahrerfreundliche Umgestaltung des Magniviertels – ohne holperiges Kopfsteinpflaster – sind durchaus im Interesse des AAI. Man müsse mit den Quartiersakteuren aber immer im Gespräch bleiben.
„Der Innenstadthandel lebt nicht nur von den Braunschweigern, sondern von der gesamten Region. Schauen Sie mal in die Parkhäuser: Da stehen Autos aus Peine, Hildesheim, Gifhorn“, so Jaeschke. Geschätzt 1,1 Millionen Menschen zählten zum Einzugsgebiet, „und die kommen nicht nur zum Einkaufen hierher. Die besuchen auch das Staatstheater, Restaurants, die Institute oder Angehörige im Klinikum.“
Konkurrenz Internet
Dass sie das Auto in nächster Zeit zu Hause lassen können, sieht Astrid Striese nicht. „Aus den entfernteren Dörfern von Salzgitter oder Wolfenbüttel dauert es mit dem ÖPNV fast eine Stunde bis in die Braunschweiger Innenstadt. Das Umland ist immer noch viel zu schlecht mit Bus und Bahn angebunden.“
Und genau hier sehen die beiden AAI-Vertreter im Moment die Gefahr. „Werden Autos zugunsten anderer Verkehrsmöglichkeiten aus der Stadt verdrängt, kaufen die Leute bei unserem direkten Sparingspartner – dem Onlinehandel. Das ist dann bequemer und schneller“, zuckt Olaf Jaeschke die Schultern.
Gutes Nebeneinander
Was wünscht sich der Innenstadthandel also? „Ein Nebeneinander verschiedener Verkehrsmittel, die gut vernetzt sind und nicht dogmatisch gegeneinander ausgespielt werden. Viertel, in denen Fußgänger, Radfahrer und Autofahrer entspannt nebeneinander existieren, haben auch ein gewisses Flair“, glauben Jaeschke und Striese.