Innenstadt. Zwei Fünfen, zwei Sechsen – ein schönes Zeugnis sieht anders aus. Am Freitag erhielten nicht nur die Schüler, sondern auch die Stadt Noten. Fridays for Future überreichte Bürgermeisterin Annegret Ihbe zum Ende des Schulhalbjahres ein Zeugnis und einen blauen Brief. Die Versetzung sei gefährdet, „allerdings sehen wir Potenzial und sind gerne bereit, im Sommer bessere Noten zu vergeben“, gab sich Demonstrantin Meike hoffnungsvoll.
Rund 200 Schüler, Studenten und Wissenschaftler demonstrierten gestern vor dem Rathaus und auf einem Marsch durch die City – deutlich weniger als bei der letzten Demo im November. Ihre Hartnäckigkeit haben die jungen Klima-Aktivisten allerdings nicht verloren. Mit dem Halbjahreszeugnis zog Fridays for Future Bilanz: Was hat sich die Stadt für Ziele gesetzt? Was wurde davon umgesetzt? Das Resümee: ernüchternd.
„Die Stadt legt ihren Fokus bei der Verkehrspolitik weiter auf den Automobilverkehr und will weitere Millionen in den Ausbau des Flughafens investieren“, bringt die zwölfjährige Meike am Mikro ein Beispiel. Außerdem sei das Klimaschutzkonzept von 2010 völlig unzureichend. „Unter Beteiligung von Umweltverbänden, Wissenschaftlern und Aktivisten wird das Konzept für 2020 hoffentlich wirkungsvoller sein“, so die Schülerin der Ricarda-Huch-Schule. Fazit: Ein Mangelhaft für die Verwaltung und sogar ein ungenügend im Fach Verkehrspolitik.
Bürgermeisterin Annegret Ihbe, die das Zeugnis als Vertreterin der Stadt entgegennahm, warb für Verständnis: „Bei der Umsetzung der Klimaschutzziele geht es auch um die Frage: Was ist bezahlbar? Wir müssen am Ende alle Bürger mitnehmen.“ Ihbe hofft nach dem blauen Brief auf „Beratungsgespräche“ mit den Aktivisten und signalisierte: Die Türen stehen offen. Dieser Gesprächsbereitschaft der Stadt zollten die Schüler ein großes Lob. Für das Sozialverhalten gab es deshalb ein „B“ – „es entspricht den Forderungen im vollen Umfang“ lautet es im Zeugnis von FFF.