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„Ötzi – und zwei von hier“
Ausstellung: Leben und Sterben vor 5000 Jahren.

So könnte Ötzi ausgesehen haben. Foto: T.A.
Von Marion Korth, 23.03.2016.
Braunschweig. Alles an dieser Geschichte ist dramatisch: Ein Mann auf wilder Flucht, ein Pfeil, der ihn in den Rücken trifft. Er stürzt, verblutet. Diese Geschichte spielt vor 5300 Jahren, in 3210 Metern Höhe in den Alpen. 1991 taucht er wieder auf – Ötzi, der Mann aus dem Eis. Und was hat das mit dem Braunschweiger Land zu tun? Die Antwort gibt das Braunschweigische Landesmuseum am Burgplatz.
Gestern Abend wurde sie eröffnet, die Sonderausstellung „Ötzi – und zwei von hier“. Sie erlaubt den Blick in die Jungsteinzeit und zeigt eine Welt, die so gänzlich anders ist als unsere Vorstellung vom höhlenbewohnenden Steinzeitmenschen.
Die Mumie Ötzi hat den Forschern – und den Ausstellungsbesuchern, die praktisch und interaktiv in deren Rolle schlüpfen können – Unglaubliches zu erzählen. Er ist die älteste Mumie weltweit. Und damals? „Ein Mann mit einigem Ansehen“, sagt Dr. Angelika Fleckinger, Direktorin des Südtiroler Archäologiemuseums. Darauf deutet das Kupferbeil hin, das er bei sich hatte. Aber auch ein kranker Mann. An ihm gelang der älteste Borreliosenachweis. Würmer hat er gehabt, seine Knochen waren abgenutzt. 61 Tätowierungen markieren an seinem Körper genau die Stellen, die stark geschmerzt haben müssen. Die Schnitte, in die ein Holzkohle-Pflanzengemisch gerieben wurde, sollten seine Leiden lindern.
Warum er auf der Flucht war, ist ein Geheimnis, aber Abwehrverletzungen an Hand und Arm deuten auf eine vorangegangene Auseinandersetzung hin. Ein Profiler der Polizei wurde auf den Täter angesetzt, der alles daran gesetzt hat, seine Identität zu verbergen. „Er hat den Schaft des Pfeils abgebrochen, die Spitze blieb stecken“, erläutert Fleckinger. 25 Jahre nach dem Fund der Gletschermumie werden die neuesten Forschungsergebnisse im Herbst bei einer Fachtagung präsentiert.
Steinmetz kommt ins Schwärmen, wenn er die damalige Kulturlandschaft beschreibt mit Megalith- und Galeriegräbern, mit kleinen Dörfern, weitreichenden Handelsbeziehungen (die bis in den Alpenraum reichten), ausgefeilten Handwerkstechniken und einer Medizin, in der Schädeloperationen Stand der Entwicklung waren.
Der Kulturvielfalt stand als Schattenseite Gewalt gegenüber. Deshalb die vielen Hieb- und Stichverletzungen an den Skeletten, deshalb die Schädeloperationen, um Bruchstellen zu glätten. „90 Prozent haben das überlebt“, sagt Steinmetz. Für Mediziner heutzutage fast nicht zu glauben.
Laufzeit: 23. März 2016 bis 22. Januar 2017
Eintritt: Erwachsene 6 Euro, ermäßigt 5. Kinder (6-16 Jahre) 3 Euro.
Ausstellungsort: Braunschweigisches Landesmuseum, Burgplatz 1.
Öffentliche Führungen: Jeden Sonntag um 11.30 Uhr
Dauer: 90 Minuten, Kosten: Eintritt zuzüglich 3 Euro. Im Anschluss jeden Sonntag um 13 Uhr: Bogenschießen (30 Minuten). Zusätzlich werden Themenführungen angeboten.
Museumsdetektive entdecken Ötzi: Jeweils samstags ab 15 Uhr. Die nächsten Termine sind am 26. März, 23. April, 28. Mai, 25. Juni, 30. Juli, und 27. August. Kosten: Eintritt zuzüglich 3 Euro.
Vorträge (Auszug): 27. April „Ötzi – Eine Mumie zwischen Wissenschaft, Kult und Mythos“, Dr. Angelika Fleckinger, Direktorin des Südtiroler Archäologiemuseum Bozen.
25. Mai: Prestige – Konflikt – Megalithik. Die Ötzi-Zeit im Braunschweiger Land.