3. April 2018
Menschen

„Ohne Hilfe geht es nicht“

Zukunft des Holwede-Krankenhauses: Netzwerk will Investoren zuvorkommen.

Das Holwede-Krankenhaus. Foto: Dulich

Von Birgit Wiefel, 03.04.2018.

Braunschweig. Wieder den Kürzeren ziehen – das will das Netzwerk Gemeinsam Wohnen auf keinen Fall. Seit Jahren wirbt die Initiative, in der sich gleich mehrere Gruppen organisiert haben und die an die 100 Mitglieder umfasst, für die Einrichtung alternativer Wohnquartiere

. Quartiere, in denen jüngere und ältere Hilfsbedürftige und Gesunde, Familien und Singles zusammenleben. Am Alsterplatz hat das erfolgreich geklappt, doch die Widerstände sind groß. Jetzt bringt sich das Netzwerk für das 2023 freiwerdende Holwede-Krankenhaus in Stellung.

„Ohne Hilfe geht es nicht“, weiß Wolfgang Wiechers vom Koordinationsteam, „denn wenn ein finanzkräftiger Investor kommt, haben wir immer das Nachsehen.“ Im März hatte er sich bereits in einem Brief an Oberbürgermeister Ulrich Markurth gewandt und gleichzeitig die Fraktionen im Rat sowie Bundestags- und Landtagsabgeordnete um Unterstützung gebeten. „Projekte wie das unsere lassen sich nur in Zusammenarbeit mit einer Kommune verwirklichen und auch nur, wenn sich die Immobilie in der Hand der Stadt befindet“, erläutert Wiechers gegenüber der NB.

In seinem Brief beruft er sich auf ein Konzept der Stadt aus dem Jahr 2015. Dort hatte die Verwaltung ausdrücklich auch die Holwede-Klinik für die Idee eines gemeinschaftlichen Wohnens angeführt. Stadtbaurat Heinz-Georg Leuer bekräftigte in der jüngsten Ratssitzung auf Anfrage der Linken noch einmal, „dass die Stadt grundsätzlich für Gespräche mit dem Netzwerk Gemeinsam Wohnen offen ist, um einen Standort für ein Modellprojekt zum gemeinschaftlichen Wohnen zu entwickeln“ (wir berichteten).
Doch Wolfgang Wiechers ist misstrauisch. „Schon zweimal haben wir uns ins Spiel gebracht – und jedes Mal den Kürzeren gezogen.“ Beispiel: Die neue Nordstadt. „In mehreren Bürgerforen wurde uns ein Grundstück zugesichert, doch dann stiegen die drei Baugenossenschaften in das Neubaugebiet ein und plötzlich gab es keinen Platz mehr für uns. Im ersten Bauabschnitt ließe sich alternatives Wohnen nicht mehr umsetzen, hieß es.“ Auch am Langen Kamp im östlichen Ringgebiet hatte das Netzwerk das Nachsehen. „Wir hatten uns für das Verwaltungsgebäudes des einstigen Krankenhauses interessiert, doch am Ende hat ein Investor den Zuschlag für das Areal erhalten“, ist Wiechers enttäuscht.

Jetzt will sich das Netzwerk besser aufstellen. Eine Arbeitsgruppe zu der auch die Geschäftsführerin des Vereins „Der Weg“ und der Geschäftsführer von Ambet gehören, formuliert derzeit das Konzept aus und wirbt um Unterstützung. Geplant ist gemeinschaftliches Wohnen, eine Wohnpflegegruppe, Servicewohnen, Studentenwohnen und ein Kiosk. Die Details sollen zusammen mit den Bürgern des Quartiers erarbeiten werden. Vorstellbar sei zum Beispiel ein Erbpachtvertrag mit der Stadt, sagt Wiechers über die Vergabemodalitäten. „Vier Jahre vor der Schließung des Krankenhauses will die Stadt einen Wettbewerb ausschreiben, doch das ist zu spät. Wir müssen jetzt handeln.“

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