Von Ingeborg Obi-Preuß. Braunschweig, 16. August 2017.
Tracy Turnblad, ein pummeliger Teenager mit wilden Locken, mischt den Burgplatz auf: Das Musical „Hairspray“ spielt im provinziellen Baltimore der sechziger Jahre. Und es ist ein Mutmachprogramm zum Anderssein.
Denn Tracy träumt davon, in der populären Fernsehsendung „Corny-Collins-Show“ tanzen zu dürfen. Und sie wird tatsächlich Publikumsliebling – gerade weil sie anders ist. Seite an Seite erobert sie zusammen mit ihren schwarzen Freunden aus dem Talentschuppen die Herzen von Baltimore. Diese neue Berühmtheit nutzt sie für eine Kampagne gegen die Rassentrennung.
„Hairspray“ stellt mit dem Thema Rassismus und dem Schönheitsdiktat der modernen Medien ernste Themen in die Burgplatzarena. Allerdings bleiben sie – dem Genre Musical geschuldet – eher holzschnittartig an der Oberfläche. Das Klischee vom bösen Weißen und dem „grundguten Neger“ nervt ein bisschen. Allerdings – nach den aktuellen Aufmärschen Rechtsextremer in Virginia und den desaströsen Reaktionen von Präsident Trump bekommt das Braunschweiger „Hairspray“ eine fast unheimliche Aktualität. Es scheint alles noch viel schlimmer als befürchtet.
Aber zum Glück nicht an diesem Abend. Das Gute siegt – farbenfroh und bunt verpackt. Musik zum Mitwippen und eine gute Portion Witz machen dieses fast dreistündige Musical zu einem quietschbunten Event. Dass das gelingt, liegt an der mitreißenden Musik, vor allem aber an dem erstklassig agierenden Ensemble auf der Drehbühne – eine riesige Schallplatte –, moderne Zitate knüpfen an aktuelle Themen, inklusive Trump-Parodie und schwankender Freiheitsstatue. Ein Feel-Good-Sommermusical, das einige politische Themen gut gelaunt besingt. Mehr kann man nicht, mehr muss man aber auch nicht erwarten.
Vorstellungen auf dem Burgplatz gibt es fast täglich bis zum 29. August, Karten in der Konzertkasse und telefonisch unter 0531/1 66 06.