Braunschweig. Der Hagenmarkt wird zugepflastert sagen die einen. Der Hagenmarkt wird ein attraktiver Platz sagen die anderen. Wir haben uns bei Stadtbaurat Heinz-Georg Leuer erkundigt, welche Vorteile die Verwaltung in der favorisierten Variante sieht.
Herr Leuer, in dem Vorschlag des Planungsbüros Ackers soll der Hagenmarkt eine „wassergebundene Decke“ bekommen. Um was handelt es sich dabei konkret? Wassergebundene Decken bestehen aus einer genau abgestimmten Mischung aus fein gebrochenem Natursteinmaterial. Die Schichten werden von unten nach oben feiner. Die Deckschicht besteht in der Regel aus gröberem Material in Splittform, um das Abschwemmen und die Staubbildung zu unterbinden. Bei hoch belasteten Platzflächen kann ergänzend ein natürliches Bindemittel als Stabilisator mit eingewalzt werden, das durch Wasser aufquillt und so zur Verfestigung beiträgt. Im Gegensatz zu Pflasterflächen aus Betonsteinen oder Natursteinen, von den alles Regenwasser gezielt aufgefangen werden muss, bleiben wassergebundene Decken prinzipiell wasserdurchlässig.
Warum wird sie im Falle des Hagenmarktes gegenüber Rasen favorisiert?
Rasenflächen mit ihrem deutlich weicheren Aufbau erlauben nicht, dass sie immer wieder belaufen oder befahren werden. Für Platzflächen, die wie der Hagenmarkt vielfältig und intensiv genutzt und gequert werden sollen, eignen sie sich daher kaum. Ihr Betreten müsste möglichst unterbunden werden, was funktional und gestalterisch wenig sinnvoll erscheint. Insofern stellen wassergebundene Decken eine gute Lösung dar, mit der auf eine vollständige Pflasterung verzichtet werden kann, aber die Nutzbarkeit steigt.
Kritiker befürchten, dass sich der Platz mit dem Belag durch die immer heißeren Sommer aufheizt. Außerdem käme es zur Pfützenbildung bei Regen. Wie ist Ihre Meinung?
Um eine vielfältige Nutzung des Hagenmarktes zu ermöglichen, ist neben offenen, sonnigen Bereichen auch eine große Zahl von Bäumen vorgesehen, die an heißen Tagen Schatten spenden werden. Da einige Baumkronen zusätzlich unterpflanzt werden, kann so ein vielfältiges Angebot an Pflanzen, Blickfängen und Sitzmöglichkeiten entstehen. Die Aufheizung von wassergebundenen Decken gegenüber Pflastersteinen ist geringer durch die stärkere Lichtbrechung und höhere Reflektion auf ihrer körnigen und hellen Oberfläche. Die Reinigung zum Beispiel auch von Kaugummiresten ist relativ einfach. Pfützen bei Starkregenereignissen sind natürlich vorübergehend nicht völlig auszuschließen, können aber durch eine gute Entwässerungsplanung weitgehend vermieden werden. Die Detailplanung wird zeigen, ob für einzelne Abschnitte Entwässerungsrinnen und Einläufe sinnvoll sind. Das Beispiel Magnikirchplatz zeigt, wie gut geeignet wassergebundene Decken für die gewünschte Vielfalt an Möglichkeiten für Tischgruppen, Marktstände, Veranstaltungen, Freizeitgestaltung und Querverkehr sind, auch wenn es mal geregnet hat. Warum soll das nicht auch künftig auf dem Hagenmarkt gelingen?