3. Februar 2015
Politisches

Schluss mit dem Pfusch ab Werk

Niedersachsen will gegen Hersteller vorgehen, die Geräte absichtlich kurzlebig bauen.

Container mit Staubsaugern bei Alba in Watenbüttel. Foto: T.A.

Von Birgit Leute, 04.02.2015.

Braunschweig. Ist das frühe Ableben von Geräten kurz nach Ablauf der Garantie von den Herstellern geplant? Niedersachsens Verbraucherschutzminister meint ja und will dagegen vorgehen.

Das Phänomen hat schon einen Namen: „Obsoleszenz“ nennen Verbraucherschützer das kalkulierte Kaputtgehen. Der niedersächsische Minister Christian Meyer (Bündnis 90/Grüne) hat diesem Trend den Kampf angesagt und denkt über entsprechende Gesetze nach.
Handeln tut not, denn die Berge von Elektroschrott wachsen. Allein in Braunschweig fielen im vergangenen Jahr rund 1300 Tonnen an kaputten Staubsaugern, Kühlschränken oder Computern an. Wir berichten näher über den Vorstoß des Ministers, eine aktuelle Untersuchung von Stiftung Warentest zu Obsoleszenz und über Reparaturcafés und Internetseiten, die technischen Laien erklären, wie sie kaputte Geräte einfach selbst wieder reparieren können.

Minister energisch entschlossen

Christian Meyer, niedersächsischer Verbraucherschutzminister, ist energisch entschlossen. Er will gegen den geplanten Verschleiß von Geräten vorgehen. Verbraucherschützer vermuten schon länger, dass die Hersteller den frühen Tod von Staubsauger, Drucker oder Waschmaschine bewusst mit einbauen.
Im Alba-Entsorgungszentrum in Watenbüttel stapeln sich Staubsauger, Bildschirme und Smartphones in deckenhohen Containern und Drahtkörben. „Das sind die ehemaligen Weihnachtsgeschenke“, sagt Betriebsleiter Andreas Heinemann.

Zum Teil wurden sie zugunsten neuerer Geräte weggeworfen, zum Teil sind sie, obwohl nur wenige Jahre alt, ganz einfach kaputt. Für Verbraucherschutzminister Christian Meyer (Bündnis 90/Die Grünen) ist klar: Der frühzeitige Verschleiß ist von den Herstellern geplant, die wachsenden Müllberge sind auch ihre Schuld. Niedersachsen, das 2015 den Vorsitz der Konferenz der Verbraucherschutzminister inne hat, will jetzt eine Initiative starten.

Spätestens bei der Konferenz der Verbraucherschutzminister Anfang Mai soll das Thema diskutiert werden. Meyer gibt sich kämpferisch: „Ein geplantes Kaputtgehen nach einer bestimmten Dauer wäre Verbrauchertäuschung und nicht zulässig“, warnte er jüngst.

Vorbild für den Vorstoß ist Frankreich, wo derzeit gesetzliche Standards gegen eine derartige Täuschung erarbeitet werden. Meyer schlägt unter anderem eine „unabhängige Überprüfung“ vor. Diese sei ein wichtiger Beitrag für die vielen seriösen Unternehmen, „die auf Langlebigkeit und Qualität statt auf Wegwerfware und schnellen Verschleiß setzen.“

Kein leichter Kampf

Ganz leicht wird der Kampf nicht werden: Den Unternehmen muss nämlich erst bewiesen werden, dass sie tatsächlich die berühmte „Soll-Bruchstelle“ mit eingebaut haben. Untersuchungen von Stiftung Warentest konnten dies nicht bestätigen. Fest steht danach nur: Entscheidend ist letztlich der Preis: Teure Geräte halten in der Regel länger als Billigprodukte, bei denen manchmal ein einziges Verschleißteil, die gesamte Lebensdauer des Produktes bestimmt, wie etwa die Kohlebürsten bei Staubsaugern.

Reparatur ist oft unmöglich

Kritisch beim Thema Geräteverschleiß sieht Stiftung Warentest andere Dinge: So könne der Verbraucher derzeit überhaupt nicht erkennen, welche Lebensdauer Hersteller für ihre Produkte geplant hätten, und ob es sich deshalb lohnt, tiefer für ein bestimmtes Gerät in die Tasche zu greifen.
Außerdem seien Reparaturen zum Teil unmöglich oder exorbitant teuer. Die Hersteller, so die Tester, verwendeten dafür eigens fest eingebaute und nicht auswechselbare Akkus, besonderes Material, das Spezialwerkzeuge nötig macht, oder Geräte, für die es schon nach kurzer Zeit keine Ersatzteile mehr gibt.

Ex und hopp ist heute modern

Ein anderer Punkt ist das Tempo, mit dem Produkte überholt sind. Elektronische Geräte werden kontinuierlich weiterentwickelt, auch die Energiebilanz wird ständig verbessert. „Zum Teil ist es auch gar nicht sinnvoll, wenn Waschmaschinen 30 Jahre lang halten“, gibt Stiftung Warentest zu bedenken. Dennoch: Oft sorgten die Hersteller mit immer neuen Angeboten dafür, dass Geräte schon im Kopf verschleißen. Andreas Hartmann von Alba sieht das kritisch. „Geräte haben einfach keinen Wert mehr“, sagt er und zeigt auf eine Hauslaterne, die – originalverpackt – bei ihm auf der Deponie landete.

Links zum Thema: Die Internetseite www.murks-nein-danke.de listet Produkte auf, mit denen schlechte Erfahrungen gemacht worden sind. Die Untersuchung von Stiftung Warentest erschien im Heft 9/2013.

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