Braunschweig. Omaha, Kiryat Tivon, Bandung – zu neun Städten in der ganzen Welt unterhält Braunschweig bereits enge, partnerschaftliche Beziehungen. In dieser Woche ist eine zehnte hinzugekommen: Bila Tservka. Der 220 000-Einwohner-Ort liegt in der Ukraine, rund 80 Kilometer südwestlich von Kiew, und leidet schwer unter den Folgen des Krieges. Bei der neuen Partnerschaft geht es also vor allem darum, schnell zu helfen.
Die Idee stammte von Oberbürgermeister Dr. Thorsten Kornblum, der Rat war dem Vorschlag in seiner Sitzung am 22. November mit großer Mehrheit gefolgt. Am Donnerstag wurde der Austausch mit einer Unterschrift besiegelt. Die stellvertretende Bürgermeisterin von Bila Tservka, Kateryna Voznenko, war mit einer Delegation angereist und im Braunschweiger Rathaus empfangen worden.

Brände, zerstörte Infrastruktur: Erst im Oktober wurde Bila Tservka von Drohnen angegriffen, im Februar hatte die russische Armee die Stadt nahe Kiew bombardiert. Überall sind die Spuren des Krieges zu sehen. Hilfe tut not – gerade jetzt im Winter. „Im Moment gibt es nur vier Stunden Strom am Tag“, macht Sabine Apel, bei der Stadt verantwortlich für den Bereich internationale Beziehungen, die prekäre Lage deutlich.
Nicht der kulturelle, wissenschaftliche oder wirtschaftliche Austausch steht damit zunächst im Vordergrund, sondern die Unterstützung. „Wir wollen der Stadt Bila Tservka in der aktuellen Krisensituation helfen“, betonte Oberbürgermeister Dr. Thorsten Kornblum bei der Unterzeichnung der Vereinbarung, und freute sich, dass nur vier Wochen nach dem Ratsbeschluss Nägel mit Köpfen gemacht werden konnten. „Es ist auch ein Signal: Wir glauben fest daran, dass sich Frieden und Recht durchsetzen werden.“
Ähnliche Struktur
Viele Kommunen bauen aktuell Solidaritätspartnerschaften mit ukrainischen Städten auf. Der Begriff wurde durch das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) beziehungsweise die Servicestelle für Kommunen in der Einen Welt (SKEW). Die SKEW hatte unter anderem auch Bila Tservka vorgeschlagen. Die 220 000-Einwohner-Stadt ist Braunschweig sehr ähnlich mit einem historischen Stadtkern, einer Reihe von Wirtschaftsunternehmen, einer Agrarwissenschaftlichen Universität und einer lebendigen Kunst-, Kultur- und Kreativszene.
In normalen Zeiten. Normal ist allerdings im Moment gar nichts. „Rund 15000 Menschen aus der Ostukraine, darunter 3000 Kinder, haben Zuflucht in der Stadt gesucht“, erzählt die stellvertretende Bürgermeister Kateryna Voznenko. Hinzu kämen noch zahlreiche Soldaten. „Ich freue mich über die Unterstützung“, bedankt sich Voznenko.
Decken und Generatoren
Doch welche Hilfe wird jetzt am dringendsten gebraucht? Darüber hatten sich die Delegation aus der Ukraine, Igor Piroschik und Lena Herberg vom Verein Freie Ukraine sowie die Stiftung „Hof Schlüter“ aus Lüneburg, die enge Kontakte mit Bila Tservka unterhält, im Vorfeld beraten. Auf den Weg gebracht werden jetzt unter anderem 15 000 Rettungsdecken, 3000 Bettensets und 1200 Schlafsäcke, außerdem Notstromgeneratoren, Beatmungsgeräte und ein Feuerwehrfahrzeug. „Der Transport erfolgt mit einer Spedition, die Wagen sind verplombt und werden erst am Ziel geöffnet“, sagt Sabine Apel über die Sicherheitsmaßnahmen.
Wer humanitäre Projekte in der neuen Partnerkommune sowie Hilfslieferungen unterstützen möchte, kann dies in Form einer Spende an den Verein Freie Ukraine e.V., Verwendungszweck: Ukrainehilfe, machen. Die Kontoverbindung steht auf der Internetseite des Vereins: www.freieukraine-braunschweig.de/spendenkonto.