Von Birgit Leute, 18.11.2016.
Braunschweig. Die Mitteilung war knapp, die Enttäuschung darüber umso größer: In einem Schreiben teilte die Verwaltung in dieser Woche mit, dass es nun doch kein Schulschwimmen im Gliesmaroder Bad geben werde. Die Betriebsgesellschaft des Bades habe den ausgehandelten Vertrag letztlich nicht unterzeichnet, bedauert die Stadt.
Sechs Schulen sind direkt betroffen: Die Grundschulen Comeniusstraße, Gliesmarode, Heinrichstraße, die IGS Franzsches Feld und die Gymnasien Neue Oberschule und Ricarda Huch. Alle hatten schon weit vor der Wiedereröffnung von Gliesmarode den Wunsch geäußert, von der Wasserwelt wieder ins nahe Stadtteilbad ziehen zu können. Die Pläne und Verhandlungen schienen tatsächlich auf einem guten Weg zu sein – und jetzt das.
„Für uns ist dieses Aus einfach nur ärgerlich“, lässt Jutta Lauenstein, stellvertretende Schulleiterin der IGS Franzsches Feld, ihrem Unmut freien Lauf.
Beim Streit zwischen Stadt und Gliesmarode geht es vor allem ums liebe Geld.
„Die Stadt hat bereits zu Beginn der Verhandlungen mit der Badbetreiberin vor einigen Monaten klargestellt, dass sie bereit ist, rund 39 000 Euro für die Bahnennutzung der sechs Schulen zu zahlen. Dies ist der Betrag, den sie einsparen würde, wenn die Schülerinnen und Schüler nicht per Bus zur Wasserwelt gefahren werden müssen“, stellte die Verwaltung gestern noch einmal klar. Auf dieser Grundlage sei auch der Vertrag mit der Betriebsgesellschaft des Gliesmaroder Bades abgestimmt worden.
Nur „unter Vorbehalt“
Die bestätigt die Aussage, legt aber Wert auf die Feststellung, dass der Vertrag nur „unter Vorbehalt“ unterzeichnet worden war, um das Schulschwimmen möglichst zügig an den Start gehen zu lassen. Die Kosten für die Nutzung seien noch nicht abschließend geklärt gewesen. Peter Knapp, Sprecher der Geschäftsleitung, teilte der nB auf Anfrage schriftlich mit: „Die Stadt Braunschweig bietet dem Bad Gliesmarode keinen marktüblichen Preis an, obwohl sich die Stadt Braunschweig dazu im Erbbaurechtsvertrag verpflichtet hat. Marktüblich sind mindestens die normalen Eintrittspreise des Bad Gliesmarode, welche sich wiederum dem Markt anpassen. Auf Basis dieser Preise hat der Betreiber der Stadt Braunschweig ein Angebot gemacht. Das Angebot der Stadt Braunschweig hingegen ist weitaus geringer. Dass auch der normale, marktübliche Eintrittspreis vom Betreiber subventioniert werden muss, sollte auch der Stadt Braunschweig klar sein.“
Die Situation scheint verfahren. Die Verwaltung ist jedenfalls nicht bereit, dem Bad entgegenzukommen, da das Angebot schon über den Kosten liegen würde, die an die Stadtbad GmbH für die Nutzung der Wasserwelt gezahlt würde und „marktüblich“ nicht im Sinne von „kostendeckend“ für einen privates Unternehmers sein könne.
Schulen enttäuscht
Leidtragende sind vor allem die Schulen, die sich fest darauf verlassen hatten, nach Ende der Herbstferien mit dem Schwimmunterricht in Gliesmarode beginnen zu können. „Wir hatten schon unsere gesamten Lehrpläne daraufhin abgestimmt“, schimpft Thomas Reimers, neuer Leiter der Ricarda-Huch-Schule.
Jetzt heißt es: Kommando zurück. Statt 1,5 Kilometer zu Fuß müssen die Schüler wieder vier Kilometer mit dem Bus in die Wasserwelt gefahren werden. „Für uns viel unpraktischer, denn die Zeit, die wir im Bus verbringen, muss am Schwimmunterricht und auch an den Pausen davor und danach wieder eingespart werden“, erzählt Jutta Lauenstein von der IGS Franzsches Feld.