15. Januar 2016
Kulturelles

Schweres Material wird leicht

Der Bund Bildender Künstler zeigt bis zum 21. Februar Positionen seiner neuen Mitglieder.

Anna-Maria Meyer ist unter anderem mit ihrer zweiteiligen Skulptur „Symbiont“ bei der Ausstellung vertreten. Foto: Pause

Von André Pause, 15.01.2016.

Braunschweig. Alle acht im vergangenen Jahr in den Bund Bildender Künstler (BBK) aufgenommenen Mitglieder sind bis zum 21. Februar mit ausgewählten Arbeiten im Torhaus in der Humboldtstraße zu sehen.

Die unterschiedlichen Positionen der Ausstellung „Neu im BBK“ zeigen einen bunten Querschnitt zeitgenössischen Kunstschaffens der gesamten Region, denn Professor Walter Ackers, Ute Ewe, Dagmar I. Glausnitzer-Smith, Ingeborg Hollmeyer, Holger Lassen, Anna-Maria Meyer, Britta Meyer und Ursula Reiff bevorzugen verschiedenste Gattungen, Materialien und Sujets.

Und auch die Beweggründe für den BBK-Beitritt mögen von Fall zu Fall verschiedene gewesen sein. Anna-Maria Meyer beispielsweise wollte nicht gleich nach Berlin abwandern, „oder nach Frankfurt oder Düsseldorf“, wie sie lachend hinterherschiebt. Die 28-Jährige hat bis 2014 Freie Kunst studiert und ist nach ihrem Abschluss mit Auszeichnung direkt von Julia Taut, der ehemaligen Geschäftsführerin des BBK eingeladen worden. Meyer reizen biomorphe, organisch anmutende Formen. Ihre raumgreifendste Arbeit in der aktuellen Schau heißt „Symboint“. Rubens hätte seine Freude gehabt an der zweiteiligen Skulptur aus blau geglühtem Wickeldraht. Doch so üppig Rundungen daherkommen, alles wirkt luftig und federleicht. „Ich versuche immer ein an und für sich schweres Material leicht zu machen“, sagt die Künstlerin.

Meyers kleinformatige Molekülskulpturen (Tischtennisbälle, Heißkleber und Kupferlack) im Obergeschoss des Kunsthauses geben in puncto Größe die Marschrichtung für kommende Arbeiten vor: „Ich würde hier gerne im Sommeratelier neue Sachen starten. Die Formate bleiben wahrscheinlich etwas kleiner und smarter. Das verkauft sich auch besser“, sagt sie augenzwinkernd.
Ebenfalls dem Transformationsprozess verschrieben hat sich Ute Ewe (Jahrgang 1969). Von Januar bis Juli 2014 hat sie auf täglichen Wegen weggeworfenes Papier gesammelt, es gereinigt, gewässert, zerkleinert, zu einem neuen Papierbogen geschöpft und mit Datum versehen.
Das somit zu sich selbst transformierte Papier enthält für den Betrachter nicht dechiffrierbare Informationen, ist im Jetztzustand wie ein geheimes Tagebuch: leer und doch alle vergangenen Aussagen enthaltend. Auch Ewe ist neben ihrem Papierstapeltagebuch mit weiteren Arbeiten im Torhaus vertreten. Gemein haben sie die Betonung des Feinstofflichen, das minimalistische Ergebnis, welches zur Assoziation anregt.

Die Zahl der Mitglieder des BBK beträgt aktuell 132. „Wir haben auch in diesem Jahr bereits fünf neue Mitglieder aufgenommen“, betont Geschäftsführerin Christin Haase. „In der Regel kommen die Künstler auf mich zu und bewerben sich. Hochschulabsolventen der Freien Kunst kommen auf Vorstandsbeschluss grundsätzlich rein. Bei Autodidakten wie aktuell Professor Ackers entscheidet eine fünfköpfige Jury aus gewählten Mitgliedern anhand aktueller Arbeiten über die Aufnahme.“

Weitere Infos zum BBK, seinen Künstlern und zur Ausstellung finden Sie im Internet unter www.bbk-torhaus-galerie.de. Geöffnet ist das Kunsthaus mittwochs bis freitags von 15 bis 18 Uhr, donnerstags von 15 bis 20 Uhr und sonntags von 11 bis 17 Uhr.

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