9. November 2013
Sportliches

Sport als Tür in die Normalität

Behindertenbeirat will inklusives Sportprojekt.

Von Andreas Konrad, 10.11.2013.

Braunschweig. „Braunschweig integriert natürlich alle Sportler“ – kurz „BinaS“ – heißt ein ehrgeiziges Projekt, das der Behindertenbeirat jetzt mit breiter Unterstützung ins Leben rufen möchte. Es geht um die Integration von Menschen mit Behinderung in Sportangebote.

Es gebe doch schon viele Sportarten, die Behinderte ausüben könnten, ist der häufigste und erste Einwand, der Frank Eichholt oft begegnet. Eichholt ist Projektleiter von „LinaS“, dem Vorbild der Braunschweiger Pläne aus Lingen. Lingen habe bereits 350 Sportler natürlich integriert, berichtet Eichholt aus seiner mittlerweile dreijährigen Praxis. Und die Wissenschaft zeigt: „Nach neuesten Forschungsergebnissen wollen 84,9 Prozent der Behinderten einen Sport in der Gesellschaft, also in den Vereinen ausüben, und sie wollen wählen können, welchen.“ Klassische Angebote wie Blindenfußball oder Rollstuhlbasketball reichen da nicht aus. Um allerdings Behinderte in Vereine zu integrieren, müssen vor allem die Übungsleiter ausgebildet werden, häufig auch spezielle technische Hilfsmittel beschafft werden, und beides kostet natürlich Geld.

Heinz Kaiser, erster Vorsitzender des Braunschweiger Behindertenbeirates, hat Eichholt jetzt nach Braunschweig geholt, um gemeinsam das Vorhaben einem breiten Publikum zu präsentieren, einen Termin im Rathaus mit über 40 Teilnehmern hat es schon gegeben, weitere sollen noch folgen. „Unser erstes Ziel, das Projekt vorzustellen, haben wir erreicht. Nun geht es im zweiten Schritt darum, konkret Kooperationspartner zu finden und Geld zusammenzubekommen“, so Kaiser.

35 000 Euro nötig

Etwa 35 000 Euro benötigt der Verein als Grundkapital, dann wäre die Voraussetzung geschaffen, um eine Förderung durch die Förderorganisation Aktion Mensch zu erhalten. In Lingen waren dies 250 000 Euro verteilt über drei Jahre. Doch Kaiser denkt noch einen Schritt weiter: „Langfristiges Ziel ist eine dauerhafte Einrichtung unter kommunaler und niedersächsischer Förderung.“
In Lingen ist „LinaS“ mittlerweile fest etabliert. 38 Vereine mit 57 Übungsleitern sind in das Projekt eingebunden und bieten insgesamt 19 verschiedene Sportarten, unterstützt von dauerhaften Projektpartnern, an. „Ursprünglich war das Konzept mehr auf junge Menschen ausgelegt, wir stellen aber fest, dass der Bedarf auch bei Erwachsenen und Senioren ständig steigt“, beschreibt Eichholt die Zielgruppe von „LinaS“. Insgesamt betroffen – und das sei, laut Eichholt, in Braunschweig und Lingen ähnlich – seien etwa acht bis neun Prozent der Gesamtbevölkerung, ein Großteil darunter mit Altersbehinderungen.
Sponsoren und Förderer, die den Start von „BinaS“ unterstützen möchten, können sich unter der E-Mail-Adresse h.kaiser@behindertenbeirat-bs.de an den ersten Vorsitzenden wenden.

Auch interessant