Braunschweig (bw). Verfolgungsjagden, Pyrotechnik, Angriffe aus Fotografen: Was sich Braunschweiger Fans im Anschluss an das letzte Drittligaspiel im Mai gegen Victoria Köln leisteten, hat Konsequenzen. Schon jetzt ist klar, dass Eintracht für die Vorfälle eine Strafe zahlen muss – abgesehen von den Kosten, die durch geklaute TV-Technik, Tore und Werbemittel entstanden sind. Ein Ordner und zwei Fans erhalten darüber hinaus Stadionverbot.
Zwei Wochen hat sich der Verein Zeit gelassen, um die Ereignisse aufzuarbeiten und zusammen mit der Fanabteilung, dem Fanrat, der Ultrà-Szene, dem Fanprojekt, der Blau-Gelben Hilfe und Partnern aus dem Bereich Sicherheit zu analysieren. In dieser Woche veröffentlichte die Vereinsführung eine Stellungnahme und zeichnete noch einmal den Ablauf nach. Danach ergibt sich folgendes Bild:
In der 56. Minute geriet ein Banner in Block sieben in Brand. Auslöser war ein noch glimmender Zigarettenstummel, der in Block sechs weggeworfen wurde und einige Kartonreste der bei Spielbeginn gezeigten Choreo in Brand setzte.
Trotz Bemühungen von Ordnern, Fans und Fanbetreuung griff das Feuer innerhalb kürzester Zeit auf ein Zaunbanner über. In der Folge kam es zu einer verbalen Auseinandersetzung zwischen einem Ordner und Fans, die in einer Verfolgungsjagd im Innenraum mündete. Die Situation konnte durch die Fanbetreuung noch beruhigt werden, beide Fans erhalten jetzt Stadionverbot, der Ordner wurde in Kenntnis gesetzt, dass er im Stadion nicht mehr arbeiten darf.
Im Anschluss an den Vorfall bildete sich innerhalb weniger Minuten eine Menschenansammlung hinter dem Marathontor zur Gegengerade und bedrohte die dort postierten Ordner, die von der Polizei geschützt werden mussten. Daran waren keine Mitglieder der aktiven Fan- oder Ultràszene beteiligt. Grund für den Zorn der Menge war das Gerücht, der Ordner hätte das Banner mit Absicht in Brand gesetzt. „Ein absolut haltloser Vorwurf“, so Eintracht.
Aufgrund der aggressiven Stimmung in der Südkurve und der Gegengerade gegenüber den dort eingesetzten Ordnern hatte sich die Veranstaltungsleitung in Abstimmung mit der Polizei und der Fanbetreuung entschieden, zum Spielende keine Ordnerkette vor der Südkurve aufmarschieren zu lassen, um eine weitere Eskalation der Lage zu vermeiden. „Leider sind die Tore in den Blöcken sechs, sieben und acht durch vermummte Personen in der 83. Minute geöffnet worden, durch die viele Fans anschließend in Richtung Spielfeld strömten“, so der Verein. In diesem Zusammenhang wurde ein gelber Nebeltopf am Spielfeldrand gezündet und ein weiterer auf das Spielfeld geworfen. Das Spiel wurde dadurch unterbrochen.
„Nach Abpfiff gab es neben der überbordenden Begeisterung ein Phänomen zu beobachten, welches auch in anderen Stadien, in denen es Aufstiege zu feiern gab, zu sehen war: Es wurde als Erinnerungsstück fast alles geklaut und mitgenommen, was nicht niet- und nagelfest war. Werbebanden, Teile eines Tores, Eckstangen und auch Equipment der Fernsehsender, die das Spiel übertragen hatten, das Stadion war hinterher fast komplett leergeräumt“, resümierte Eintracht und appelliert an die Anhänger. „Es kann nicht sein, dass sich Eintracht Braunschweig in einem Aktionsbündnis mit den Faninstitutionen darum bemüht, den Stadionnamen zu retten, während gleichzeitig Fans eben dieses Stadion demontieren. Ein einziger Fan war reumütig und hat aus eigenem Antrieb die von ihm mitgenommenen Werbebanden unversehrt wieder zurückgebracht. Er war sich am nächsten Morgen darüber klar geworden, dass er seinem Verein, den er liebt, keinen finanziellen Schaden zufügen will. Darüber haben wir uns sehr gefreut, er erhält auch keine Strafe.“
Nach dem Spiel kam es noch einmal zu unschönen Szenen in der Innenstadt. Fans nötigten oder bedrohten bei ihrem Zug in die City Zaungäste und Fotografen, die mit ihren Handys und Kameras Bilder und Videos machten. „Davon abgesehen, dass es für die Marschteilnehmer sicherlich nicht angenehm ist, aus so kurzer Entfernung massenhaft abgelichtet zu werden, darf man so trotzdem nicht reagieren. Der richtige Weg ist, jemanden darauf hinzuweisen, dass man nicht fotografiert werden möchte und darum zu bitten, die Aufnahme wieder zu löschen“, so Eintracht.