Von Daniel Beutler, 18.04.2017.
Braunschweig. Kurz vor dem Saisonstart im Big6-Spiel bei den Amsterdam Crusaders (Samstag), merkt man Lions-Cheftrainer Troy Tomlin zwei Sachen deutlich an: Die vergangenen Monate der Vorbereitung waren anstrengend. Und: Die Zuversicht ist groß, eine erfolgreiche Saison im 30. Jahr seit Vereinsgründung zu bestreiten. Wie der Head-Coach die Lage einschätzt, erklärt er im Interview.
?Die insgesamt neunte Saison mit Troy Tomlin als Head-Coach ist nur noch zwei Wochen entfernt – wie lief die Vorbereitung 2017?
!Jedes Jahr ist anders wegen der Abgänge und den neuen Spielern. Insgesamt bin ich zufrieden, auch wenn es ein paar Sachen gibt, die wir besser machen müssen – zum Beispiel mental. Ohne die Wettkampfroutine fällt es manchen jedoch schwer, voll konzentriert zu sein. Wir müssen noch hart arbeiten und viel lernen. Ich hoffe, das Wetter wird besser, damit die Vorbereitungen auf das Amsterdam-Spiel optimal laufen können.
?War die Off-Season denn arbeitsreicher im Vergleich zu den Vorjahren?
!Wir hatten natürlich wieder viel Arbeit, den Kader zusammenzustellen. Im Angriff sind die meisten Spieler aus dem Vorjahr wieder dabei, auch wenn uns Runningback Chris Smith leider verlassen hat. Aber es ist sehr schön, dass Quarterback Casey Therriault da ist. Er kennt unser System, die Spieler. Das macht es etwas leichter. In der Abwehr, vor allem in der Defense Line, hatten wir einige Abgänge. Da hilft es uns, mit Christian Petersen unserem Veteranen, quasi den Quarterback der Abwehr, wieder an Bord zu haben.
?Im Kader hat sich einiges bewegt, der Trainerstab ist aber identisch geblieben. Ist das ein wichtiger Faktor?
!Absolut! Wir arbeiten bereits lange zusammen und wir kennen uns daher sehr gut. Das macht es natürlich einfacher. Ich habe nicht die Zeit, mit jeder Positionsgruppe immer im Detail zu arbeiten. Daher muss ich mich auf meine Position-Coaches verlassen können. Und das kann ich zu 100 Prozent.
?Wie zufrieden sind Sie mit der Tiefe des Kaders?
!Wir wollten wieder 60 Spieler im Roster haben, das haben wir geschafft. Nicht jede Position ist in der Tiefe gleich stark besetzt, da arbeiten wir dran. Mit den Zahlen bin ich also nicht ganz zufrieden, mit der Qualität aber schon. Das Wichtigste ist, dass wir gute Teammitglieder im Kader haben, die gute Sportler sind und wissen, was Kooperation bedeutet.
?Ist mit Therriault als Quarterback, der die Lions seit Jahren kennt, zu erwarten, dass die Lions früher als in den vergangenen Jahren ihren Rhythmus finden?
!Ja, das kann sein. Aber man darf nicht zu hohe Erwartungen haben. Der Angriff, auch wenn viele Spieler aus dem Vorjahr dabei sind, muss sich immer aufs Neue finden. Das kann etwas dauern. Wir haben mit Amsterdam ein starkes Team vor der Brust im Big6-Turnier und wie in den Vorjahren müssen wir erst in die Wettkampfroutine kommen.
?Diese Saison ist eine Jubiläums-Saison: Das 30-jährige Bestehen der Lions wird gefeiert. Erhöht das den Druck, wieder alle Titel zu holen?
!Auf der einen Seite ist es natürlich eine besondere Saison. Hier gibt es eine unglaublich tolle Tradition und ich finde es sehr schön, dass ich einige von den 30 Jahren dabei war. Aber es macht keinen Druck. Den machen wir uns selber. Wir gehen in jedes Spiel, um zu gewinnen. Das reicht. Wir denken nur an den nächsten Spielzug, an das nächste Spiel.
?Aktuell steht die insgesamt neunte Saison als Cheftrainer der Lions bevor. Ist der Troy Tomlin von heute denn noch der gleiche wie der von 2013?
! Das hoffe ich nicht (lacht). Ich versuche mich ständig zu verbessern, nicht zu stagnieren. Es ist sicher schwer zu messen aber ja, ich versuche neue Taktiken, Techniken anzuwenden. Dabei lasse ich mich zum Teil von aktuellen Entwicklungen im US-Football inspirieren oder auch in anderen Bereichen abseits des Footballs. Unsere Experimentierphase ist von Februar bis April – und was davon funktioniert, werden wir in den Spielen sehen.
?Die Bundesliga jagt die Lions jetzt seit vier Jahren – was ist der erste Eindruck vor der Saison 2017?
!Im Norden erwarte ich Dresden, Kiel und die Berlin Rebels als wieder sehr starke Mannschaften. Aber auch die anderen haben hart gearbeitet und werden nicht zu unterschätzen sein. Es ist schwer vorherzusagen. Spannende Spiele sind mir allerdings lieber. Keiner will nur 60:0-Siege sehen.