und
30. Oktober 2020
Aktiv

„Tree-Athlon“ für den Harzwald

Der Braunschweiger Felix Weber sammelt Spenden und pflanzt am Wurmberg 453 Bäume

Die ersten 453 Setzlinge aus seiner Initiative hat Felix Weber Mitte Oktober am Wurmberg bei Braunlage selbst eingepflanzt. Foto: Felix Weber/oh

Braunschweig. Schwimmen, Radfahren, Laufen – die drei Disziplinen eines Triathlons kennt jeder. Felix Weber hat diesen sportlichen Dreiklang etwas umgedichtet. Mit seinem „Tree-Athlon“ möchte der Braunschweiger für einen nachhaltigen Lebensstil werben und Spendengelder für klimastabile Bäume im Harz sammeln. Die ersten 453 Setzlinge aus seiner Initiative hat er Mitte Oktober am Wurmberg selbst eingepflanzt.

Als Ultraläufer ist Weber dem einen oder anderen möglicherweise schon länger ein Begriff. Auch die NB berichtete über die Weltklasse-Distanz von 260 Kilometern, die er 2018 bei einem 24-Stunden-Rennen in Australien zurückgelegt hatte. Beim Tree-Athlon verbindet der Veganer seine Leidenschaft für den Sport mit einem ökologischen Anliegen. Disziplin eins ist dabei eine möglichst umweltfreundliche Fortbewegung, Disziplin zwei meint einen aktiven und naturnahen Lebensstil. Wer in den ersten beiden Disziplinen Nachholbedarf hat, könne dies mit dem Pflanzen oder Spenden von Bäumen – Disziplin drei – „kompensieren und der Umwelt etwas zurückgeben“, beschreibt Weber seine Idee.

Die Spendengelder, die er im Sommer beispielsweise mit einer Alpenüberquerung von Biel in der Schweiz bis an die Côte d’Azur akquirierte, sammelt er für den Verein Bergwaldprojekt. Dieser beschäftigt sich seit Jahrzehnten mit Aufforstung und anderen Wald- und Naturprojekten. V Wer in diesem Jahr den Hochharz besucht hat, dürfte den Zustand des Waldes mit Erschrecken zur Kenntnis genommen haben – so erging es auch Felix Weber. Die einst erquickliche Aussicht vom Wurmberg auf die Hänge des Brocken etwa offenbart heute einen regelrechten Fichtenfriedhof – graue, kahle Baumgerippe, so weit das Auge reicht. „Im Harz sieht es mittlerweile verheerend aus“, zog Ulrich Dohle vom Verband Deutscher Forstleute jüngst eine traurige Bilanz.

Hitze und der Borkenkäfer

Die heißen und trockenen Sommer, die Stürme und zu allem Überfluss der Borkenkäfer setzen besonders den Nadelbäumen zu. Die Lösung sehen die meisten Experten in der Abkehr von den reinen Fichtenforsten hin zu einem bunten Mischwald, der den negativen Umwelteinflüssen deutlich besser gewappnet ist.
Auch das Bergwaldprojekt geht diesen Weg. „Das Ziel lautet, das Ökosystem zu stärken. Dafür müssen wir von den Monokulturen wegkommen“, erklärt Weber. Am Wurmberg wurden nun „Sandbirken, Grau- und Schwarzerlen und Bergahorn gepflanzt“, berichtet er, also heimische und widerstandsfähige Pflanzen.

Eine Woche Pflanz-Einsatz

In den zwei Projektwochen wurden insgesamt rund 19 500 junge Bäume in den Boden rund um den Wurmberg eingesetzt. Weber war eine Woche mit dabei und hat jede Stunde der durchaus harten Arbeit genossen. „Und es ging nicht nur ums Pflanzen, es wurde auch ganz viel Umweltbildung vermittelt“, erklärt der Tree-Athlet und denkt zum Beispiel an eine interessante Exkursion mit einem Förster der Landesforsten. Auch das Gemeinschaftsgefühl der mehr als 20 freiwilligen Helfer während der Pflanzwoche hat ihm imponiert. „Es war ein rundum gelungenes Projekt, das sehr durchdacht war und richtig viel Spaß gemacht hat“, bilanziert Weber zufrieden. Der 33-jährige Ultraläufer will seine Tree-Athlons fortsetzen (online nachzuverfolgen unter tree-athlete.org) und möchte auch nächstes Jahr wieder selbst zur Hacke greifen.

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