Braunschweig. Wenn Sie diese Zeilen lesen, ist die erste Entscheidung bereits gefallen: Am Freitagnachmittag läutete der Stabhochsprung der Frauen die deutschen Leichtathletik-Meisterschaften in Braunschweig ein.
Die zweite DM im Eintracht-Stadion innerhalb von nur elf Monaten wird coronabedingt anders ablaufen als zu früheren Zeiten – Sicherheitskonzepte, Test- und Maskenpflicht lassen wie 2020 grüßen. Eines aber unterschiedet diese Meisterschaft klar von der des Vorjahres: Während da noch gähnende Leere auf den Rängen herrschte, dürfen am Samstag und Sonntag jeweils 2000 Zuschauer den Wettkämpfen beiwohnen.
„Mit der kostenfreien Vergabe der Tickets an Personen, die sich während der Pandemie besonders für andere eingesetzt haben, wird ein wichtiges Zeichen gesetzt“, sagte Braunschweigs Oberbürgermeister Ulrich Markurth über die Verteilung der Eintrittskarten etwa an Krankenhaus- und Pflegepersonal. Als „tolle Geste“ bezeichnete auch Boris Pistorius, Niedersachsens Minister für Inneres und Sport, das Vorgehen.
Was die „Corona-Heldinnen und -Helden“ (Pistorius) auf Haupt- und Gegentribüne sowie in der Nordkurve heute und morgen zu sehen bekommen, dürfte hochklassig sein. Anders als 2020 geht es für viele Sportler um die Qualifikation für die Olympischen Spiele in Tokio (23. Juli bis 8. August) – da sind starke Leistungen vorprogrammiert. „Gemeldet sind 420 Athletinnen und Athleten“, erklärt DLV-Chefbundestrainerin Annett Stein. Zu erwarten seien einige sehr spannende Wettkämpfe, darunter etwa das Diskuswerfen der Frauen und Männer (Sonntag, 13.40 Uhr und 15.40 Uhr). „Dort haben wir jeweils drei bis vier Athletinnen und Athleten, die die Olympianorm bereits in der Tasche haben. Da der deutsche Meister allerdings vorrangig für die Olympischen Spiele nominiert wird, bahnt sich hier ein spannendes Rennen um die Titel an.“
Auch den Speerwurf sieht die Bundestrainerin als eines der Highlights. Der wohl strahlendste deutsche Vertreter in dieser Disziplin, Ex-Weltmeister Johannes Vetter, zeigte sich zuletzt in exzellenter Verfassung, ehe er am Mittwoch seine Teilnahme in Braunschweig wegen einer Muskelverletzung leider absagen musste. Olympiasieger Thomas Röhler und Europameisterin Christin Hussong, die heute um Medaillen kämpfen, sind aber auch Stars der Sportart.
Dennoch muss man feststellen, dass die Absagen vieler Top-Athleten wehtun. Konstanze Klosterhalfen, Weltklasse-Läuferin auf Mittel- und Langstrecke, kann verletzungsbedingt ebenso nicht dabei sein wie Deutschlands schnellste Sprinterin Gina Lückenkemper. Der deutsche Meister über die 100 Meter Deniz Almas, als Wolfsburger so etwas wie ein „Lokalmatador“, muss wegen Fußproblemen ebenfalls passen. In Cindy Roleder und Pamela Dutkiewicz-Emmerich fehlen außerdem die besten Hürdensprinterinnen der vergangenen Jahre. Die Liste der fehlenden Stars wird verlängert durch die Kugelstoß-Weltmeister David Storl (verletzt) und Christina Schwanitz, die sich derzeit in Quarantäne befindet.
Dafür, dass die rund fünf Stunden, die von ARD und ZDF live übertragen werden, dennoch mit „Starpower“ aufwarten können, sorgen Namen wie die des Diskuswerfers Christoph Harting oder der zweimaligen Europameisterin im Hindernislauf Gesa Krause. Und dann ist da ja auch noch Malaika Mihambo. Die deutsche Sportlerin des Jahres und Weltmeisterin im Weitsprung will ihren Vorjahreserfolg im Eintracht-Stadion wiederholen – die Anfeuerung der 2000 Heldinnen und Helden auf den Rängen dürfte der 27-Jährigen dabei sicher sein.