3. Juni 2020
Wirtschaft

Volksbank steigt bei Wolters ein

Bank übernimmt 50 Prozent der Anteile

Das Hofbrauhaus-Wolters hat zum Jubiläum von Eintracht eine neue Dose aufgelegt. Archiv: Wiefel

Braunschweig (bw). „Das ist eine wirklich gute Nachricht für unsere Stadt“, freute sich Oberbürgermeister Ulrich Markurth. Ende vergangener Woche hatten Wolters und die Volksbank Brawo verkündet, ab sofort zusammenzuarbeiten. Die Bank übernimmt die Hälfte der Anteile an der Privatbrauerei und stärkt damit das Traditions-Unternehmen, das sich zuletzt mit Kurzarbeit über Wasser halten musste.

Die Beteiligung helfe, diese schwierige Zeit mit sinkenden Absatzzahlen zu überstehen und ermögliche wichtige Zukunftsinvestitionen, sagte Markurth mit Blick auf Corona und die Folgen. Die Stadt hatte im Vorfeld der Brauerei das Betriebsgrundstück veräußert und auf das Vorkaufsrecht verzichtet.

Konkurrenzdruck, Corona-Lockdown – die Zeiten für Brauereien sind alles andere als rosig. Auch Wolters kämpfte mit Umsatzrückgängen, doch jetzt gibt’s Licht am Horizont: Mit der Volksbank BraWo steigt eine finanzkräftige Partnerin ein. „Ein Novum in Deutschland“, sagt Wolters-Geschäftsführer Peter Lehna über diese sehr besondere Konstellation.
Die Bank wird 50-prozentige Gesellschafterin und greift der Brauerei unter anderem mit einem fast zweistelligen Millionenbetrag unter die Arme. „Wolters wurde hart getroffen und kann nichts dafür“, bescheinigte Jürgen Brinkmann, Vorstandsvorsitzender der Volksbank BraWo, der Brauerei eine solide Grundlage.

Bereits in den vergangenen Jahren hatte die Brauerei rund 30 Millionen Euro in die Modernisierung gesteckt. Aktuell sind eine eigene Entalkoholisierungsanlage und eine neue Flaschenabfüllung in Planung. Neuerungen, die – Corona hin oder her – alleine schwer zu stemmen gewesen wären. „Wir waren schon länger auf der Suche nach einem Partner“, räumt Peter Lehna ein.

Peter Lehna (Geschäftsführer Wolters, l.) und Jürgen Brinkmann (Vorstandsvorsitzender Volksbank BraWo) feierten die Zusammenarbeit.

Die Pandemie hatte den Druck noch einmal erhöht. Keine Gastronomie, keine Feiern, keine Fußballspiele: Rund 300 000 bis 450 000 Euro im Monat fehlten Wolters allein im Fassbierbereich (die NB berichtete).
Einige Banken hätten gleich abgewunken, zeigte sich Peter Lehna enttäuscht. Anders die Volksbank BraWo. „Wir passen als regionale Traditionsunternehmen sehr gut zusammen“, betonte Jürgen Brinkmann die Gemeinsamkeiten mit der alteingesessenen Brauerei, die im Jahr 2027 stolze 400 Jahre alt wird.

Für die Zukunft wurden schon Pläne geschmiedet. So soll das Brauereigelände an der Wolfenbütteler Straße zu einem Veranstaltungszentrum werden. Brinkmann und Lehna denken dabei an Firmen- und Familienfeiern, aber auch an einen öffentlichen Biergarten. „Auch regelmäßige Brauereiführungen soll es wieder geben“, kündigte Brinkmann an. Darüber hinaus wollen sich beide Partner im Sport- und Kulturbereich und im Umweltschutz engagieren.

Im Mai hatte der Rat den Weg frei gemacht für den Zusammenschluss. Wolters konnte das Firmengelände von der Stadt zurückkaufen, das diese 2006 zur Unterstützung der Brauerei erworben hatte. „Es war eine Vorbedingung, für den Einstieg der Bank“, erklärte Lehna. Dass die Volksbank jetzt mächtig ins Steuer greift – diese Angst hat Lehna nicht und auch Jürgen Brinkmann beruhigte. „Die Beteiligung bei Wolters ist nicht der erste Einstieg in ein Privatunternehmen. Wir betrachten eine solche Zusammenarbeit als Tandem-Fahrt: Die Fachleute sitzen vorne und treten, wir sitzen hinten und treten. Ich verstehe etwas von Finanzen, nicht von Bier“, so Brinkmann lachend.

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