18. Dezember 2015
Tipps

Vom Leben an der Heimatfront

Die Akademie Gewerkschaftsgeschichte veröffentlicht das Buch „1915 bis September 1918“.

Gundolf Algermissen (Akademie Gewerkschaftsgeschichte), Autor Jürgen Diekhoff, Anna-Kristin Braunisch (Stiftung Braunschweigischer Kulturbesitz) und Joachim Wrensch (Buchhandlung Graff, v.l.) bei der Vorstellung des Buches. Foto: A. Pause

Von André Pause, 19.12.2015.

Braunschweig. Rund 18 Monate haben die Arbeiten am Buch „1915 bis September 1918: Europa – Menschen – Toleranz“ gedauert. Nun wurde es in der Buchhandlung Graff offiziell vorgestellt.

Die Schriftensammlung von insgesamt 14 Autoren markiert nach „Das Jahr 1914“ den zweiten von insgesamt drei geplanten Bänden.
„Hier geht es um die Zeit des Ersten Weltkriegs, allerdings nicht in Form von Schlachtenordnungen, sondern um das Leben an der Heimatfront, hier oder anderswo“, skizziert Gundolf Algermissen von der Akademie Gewerkschaftsgeschichte in Braunschweig. Angelegt sei das Buch als europäisches Projekt. Neben Beiträgen aus der Region, anderen norddeutschen Städten und zum jüdischen Soldatenleben enthält der Band Texte aus Luxemburg, Belgien, Frankreich, Italien und Russland sowie Abfassungen aus den Bereichen Literatur, Musik, Malerei und Grafik.
„Da gibt es Texte die sind lustig, zugleich aber auch heftig“, sagt Algermissen, und nennt als Beispiel den Beitrag von Juliane Oslage über Propaganda in der Kinder- und Jugendliteratur bis 1920.
Dort wird unter anderem dokumentiert, wie aus dem originären Struwwelpeter der Kriegsstruwwelpeter („Bombenpeter“) wird.
Eher tragisch als martialisch endet der Text des Peiner Autoren Jürgen Diekhoff, der gebeten wurde, etwas zur Musikhistorie beizusteuern: „Ich musste mir schon ein paar Gedanken machen, zumal das Thema nicht
U-, sondern E-Musik sein sollte. Da fällt einem ja auch nicht sofort etwas ein.“ Schließlich erinnerte sich der frühere Journalist an den Pianisten Paul Wittgenstein. Der Wiener beschloss, nachdem er im Krieg seinen rechten Arm verlor, seine Künstlerkarriere fortzusetzen und gab bei zahlreichen Komponisten Klavierwerke für die linke Hand in Auftrag. Während Wittgenstein also weiterspielte, erlebten viele seiner Kollegen das Ende des Ersten Weltkrieges nicht.
Mehr noch: Als Johann Schmiedgen an der Front starb, ging auch das Notenmaterial seines Werkes „Das hohe Lied vom Tode“ im Artilleriefeuer verloren.
Erhältlich ist die von der Stiftung Braunschweigischer Kulturbesitz (SBK) geförderte Schriftensammlung „1915 bis September 1918“ zum Preis von 15 Euro in der Buchhandlung Graff, aber auch eine Bestellung (ISBN: 978-3-932082-49-8) ist möglich.
Geht es nach Gundolf Algermissen, soll allen Schulen im Einzugsgebiet der SBK ein Exemplar zugehen. Für den Geschichtsunterricht werde eine PDF-Datei zur Verfügung gestellt.

Auch interessant