30. März 2016
Politisches

Vorstoß mit vielen Ausnahmen

Ab 1. April kosten Plastiktüten etwas - Einzelhandelsverband Harz-Heide begrüßt Vereinbarung – Leichtbeutel werden gratis bleiben.

Kunden müssen für Plastiktüten zwischen zehn und 20 Cent bezahlen. Foto: Imago

Von Birgit Leute, 30.01.2016.

Braunschweig. „Eine Tüte?“ – Kunden werden bei dieser Frage wohl künftig etwas länger überlegen. Ab dem 1. April werden viele Einzelhändler für die bislang kostenlose Plastiktüte zwischen zehn und 20 Cent berechnen.

Auch die Händler in der Region wollen sich der geplanten freiwilligen Vereinbarung zwischen dem Handelsverband Deutschland (HDE) und dem Bundesumweltministerium anschließen. Hintergrund ist eine EU-Richtlinie nach der bis 2020 der jährliche Verbrauch auf 90 Tüten pro Kopf, bis 2046 auf 40 Tüten pro Kopf sinken soll. Ein Interview mit Mark Alexander Krack vom Einzelhandelsverband Harz-Heide.

?Herr Krack, in Ihrem Verband sind rund 800 Mitglieder organisiert – vom Textilgeschäft bis zum großen Lebensmittler. Wie haben die auf den freiwilligen Vorstoß des HDE reagiert?

!Die große Mehrheit von ihnen hat den Vorstoß des HDE begrüßt. Übereinstimmender Tenor war: „Besser wir kommen der EU-Richtlinie freiwillig entgegen, als dass uns etwas per Gesetz übergestülpt wird.“

?Dennoch bleibt es am Ende jedem Händler selbst überlassen, wie viel er pro Tüte nimmt …

!Richtig. Im Durchschnitt werden es zehn bis 20 Cent sein. Es gab deshalb auch einige Stimmen im Verband, denen eine einheitliche, gesetzliche Regelung lieber gewesen wäre und die die freiwillige Vereinbarung als zu diffus empfanden.“

?Auf den Verbraucher wirkt im Moment vor allem diffus, welche Plastiktüten überhaupt gemeint sind …

!Es gibt in der Tat Ausnahmen: Zum einen die besonders stabilen Tüten, die mehrfach verwendet werden können, und zum anderen die besonders dünnen Exemplare. Zur ersten Kategorie gehören zum Beispiel Tiefkühltaschen, zur zweiten die sogenannten Knotenbeutel in den Gemüseabteilungen, auf die man aus Hygienegründen nicht verzichten will. Alles in allem sind von der Vereinbarung aber rund
60 Prozent der Plastiktüten erfasst. EU-weit liegen wir schon jetzt gut im Rennen, denn der einzelne Deutsche verbraucht viel weniger Plastiktüten als die Vorgabe verlangt: 71 Tüten pro Jahr.

? Erwarten Sie dennoch, dass die Kunden irritiert sind?

!Ehrlich gesagt nicht. In den Lebensmittelgeschäften kosten Tüten schon seit Jahren etwas. Auch die Elektronik- oder Drogeriemärkte haben keine kostenlosen Tüten mehr an der Kasse. Und in den Kaufhäusern wird schon seit mehreren Wochen daraufhin hingewiesen, dass die Plastiktüten künftig etwas kosten. Eine Umfrage des HDE unter Kunden von Lebensmittelgeschäften zeigt außerdem, dass die Mehrheit bereits seit langem Stoffbeutel oder Klappkisten benutzt.

?Das heißt aber trotzdem, dass ich mir den Wintermantel oder das Steppbett ab dem 1. April unter den Arm klemmen muss, wenn ich nichts für eine Tüte bezahlen möchte?

!Ich bin mir sicher, dass der Handel dem Kunden mit anderen Serviceleistungen entgegenkommen wird. Eventuell steigen manche auf Papiertüten um oder bieten Bringdienste an. Wer allerdings wirklich teure Produkte kauft, dem werden ein paar Cent für eine Tüte kaum etwas ausmachen …

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