25. Februar 2023
Familie

Waldkindergarten öffnet im April

Eltern gründeten einen Verein, um die Kita im Timmerlaher Busch zu realisieren

Frische Waldluft, die das Immunsystem stärkt und viel Bewegung unter freiem Himmel: Es gibt viele Eltern, die sich das für ihre Kinder wünschen. Foto: Pixabay

Braunschweig bekommt einen weiteren Waldkindergarten – im Westen der Stadt, im Timmerlaher Busch. Im April soll er eröffnet werden, 15 Kinder von drei Jahren bis zum Schuleintrittsalter können dann dort betreut werden.

Die Vergabe der Plätze über den Kita-Finder der Stadt Braunschweig läuft bereits. Zu verdanken ist die Realisierung dieses Projektes der Beharrlichkeit engagierter Eltern, allen voran Imke Schacht. Sie ist die Vorsitzende des Vereins Waldkindergarten Braunschweig e.V., der die Umsetzung in Eigenregie in die Hand genommen hat.

Schacht ist Mutter einer fünfjährigen Tochter, und selbst Erzieherin, sie hat Soziale Arbeit studiert. Für die Betreuung ihrer Tochter schwebte ihr ein natürliches Konzept vor. „Ich habe mit dem Waldkindergarten in Querum geliebäugelt, aber das war mir einfach zu weit weg.“ Also machte sie sich schlau und beschloss, selbst die Gründung eines weiteren Waldkindergartens in Braunschweig voranzutreiben. Sie suchte sich Mitstreiter und Gleichgesinnte und im Sommer 2020 begann die Planung. „Mit dem Wissen von heute würde ich beim nächsten Mal definitiv früher damit anfangen“, sagt Schacht mit Blick auf die Fülle von Aufgaben, die zu erledigen waren. Die Betriebserlaubnis vom Niedersächsischen Kultusministerium wird in Kürze erteilt.

Imke Schacht (links) und Corinna Regenthal engagieren sich für den Waldkindergarten. Foto: Stefanie Druschke

Probleme habe vor allem die Finanzierung bereitet. Mit Hilfe der Stadt hat der Verein Mittel aus einem Fördertopf des Landes Niedersachsen beantragt und bewilligt bekommen, der benötigte Eigenanteil wurde durch die Mitgliedsbeiträge und Crowdfunding-Spenden aufgebracht.
Allein der erforderliche Bauwagen ist ein erheblicher Posten auf der Rechnung – und dabei handele es sich nicht um eine Luxusversion wie Imke Schacht betont. Er wird von einem Hersteller produziert, der sich darauf spezialisiert hat und auf 27 Quadratmetern Fläche eine feste Toilette, eine Küche sowie einen Sitzbereich einbaut. „Bei Sturm und Gewitter dürfen wir uns aber auch dort nicht aufhalten, dafür mieten wir einen Raum an, in den wir ausweichen können“, erklärt Schacht.
Grundsätzlich werden die Kinder die meiste Zeit draußen im Wald verbringen, der Bauwagen dient nur als kurzer Rückzugsort. Das Gelände im Timmerlaher Busch ist abgesteckt, es wurde dem Verein für den Kindergarten per Gestattungsvertrag von den Niedersächsischen Landesforsten überlassen.

Zurzeit sind es zwölf Familien, die sich für den Waldkindergarten engagieren und das Projekt vorantreiben. Längst nicht alle von ihnen haben selbst Interesse an einem Platz für ihre Kinder, einige sind einfach von der Idee begeistert, dass solch ein Ort in der Natur für Kinder entsteht und möchten daran mitwirken.

Auf der Suche nach Alternativen ist Corinna Regenthal auf die Elterninitiative gestoßen. „Eine normale Kita, das haben wir probiert und das war nichts für uns“, sagt die 43-Jährige. Deswegen engagiere sie sich auch für den Waldkindergarten, „obwohl ich mit meiner Familie im Norden von Braunschweig wohne.“ Die Vorteile liegen für sie auf der Hand. Die Kinder bekämen durch den Kontakt zur Natur einen ganz anderes Bewusstsein für die Umwelt und ihre Zerstörung, Kreativität und Bewegung würden gefördert, das Immunsystem gestärkt. „Natur entspannt, der Aufenthalt im Wald erdet“, ist sie überzeugt.
Viel Wert legt der Verein auf das Konzept, das dem Waldkindergarten zugrunde liegen soll. „Dabei ist uns besonders die gleichwürdige Haltung Kindern gegenüber wichtig. Wir wollen den Kindergarten-Alltag bindungs- und bedürfnisorientiert gestalten“, sagt Imke Schacht. Einen geschützten Raum wolle man den Kindern bieten, in dem ihre Emotionen begleitet und nicht durch Erwachsene bewertet oder gar abgewertet würden. „Wir wollen mehr auf Augenhöhe mit den Kindern sein und auf ihre Bedürfnisse eingehen“, sagt die 34-Jährige. Die Haltung, dass Kinder sozialkonform an die Welt der Erwachsenen angepasst werden müssten, ist ihr ein Dorn im Auge; der Versuch, kindliches Verhalten mit Belohnung und Bestrafung zu „optimieren“ erst recht. „Kinder müssen nicht geformt werden“, sagt Schacht, „sondern gestärkt!“. Ihnen Selbstwertschätzung und bedingungslose Annahme zu vermitteln, sei der richtige Weg. Eine Haltung, die natürlich auch die Erzieher und Erzieherinnen des Waldkindergartens mitbringen und mittragen sollen. Aktuell sucht der Verein zusätzlich zur Gruppenleitung noch zwei Kräfte. „Wenn zum Start noch jemand fehlt, begleite ich für den Übergang mit“, sagt Imke Schacht.

Interessierte Eltern haben am Sonntag, 26. Februar, von 10 bis 12 Uhr die Gelegenheit, sich vor Ort über den Waldkindergarten zu informieren. Der Platz liegt am Ende des Madamenwegs gegenüber dem Gelände des ehemaligen Kletterparks Monkey Man.

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