7. Februar 2017
Kultur

Wanderung am Lappwaldsee – Ein lohnendes Ausflugsziel für die gesamte Region

Herrliches Wetter, nette Menschen, eine tolle Wanderung – Mit Helmstedts Bürgermeister Wittich Schobert unterwegs.

Teile unserer Wandergruppe: Rund 60 Gäste machten sich auf die Strecke zum Lappwaldsee mit einem anschließenden Braunkohlessen. Foto: Achim Klaffehn

Von Ingeborg Obi-Preuß, 07.02.2017.

Helmstedt. Helmstedts Bürgermeister Wittich Schobert kam ein paar Minuten zu spät zum Treffpunkt, aber er hatte einen guten Grund: „Ich musste noch dafür sorgen, dass die Sonne scheint“, sagte er lachend zur Begrüßung der rund 60 Gäste.

Und das Warten hatte sich gelohnt, denn offensichtlich hat Schobert einen guten Draht nach Oben: die Sonne schien ganz wunderbar. Aber wir waren nicht nur zum gemütlichen Spazieren gehen gekommen, nein, der Bürgermeister hatte etwas zu erzählen: „Es geht um die Geschichte des Tagebaus und um die geplante Nachnutzung des Lappwaldsees“, erklärte Schobert das Thema des Tages.
Die Geschichte des Tagebaus bei Helmstedt ist eine Geschichte voller Dramatik. Schobert ging nicht bis zur ersten Helmstedter Kohlengrube zurück, die 1795 der Theologiestudent Johann Koch errichtete, der Bürgermeister startete im Jahr 1952 – im Jahr der Grenzschließung:

Der 26. Mai 1952 war ein schwarzer Tag für die damalige BKB, der schwärzeste in der Unternehmensgeschichte insgesamt. BKB hatte schon damals seine Zentrale in Helmstedt im Westen Deutschlands. Morgens um 7 Uhr besetzten Polizisten der Volkspolizei die Betriebe und schlossen die innerdeutsche Grenze, die mitten durch zwei BKB-Tagebaue verlief.

Es spielten sich dramatische Szenen ab. BKB-Mitarbeiter versuchten besonders in den Tagebauen zu retten, was zu retten war, durchbrachen mit Zügen die Sperren oder versuchten, die Bagger noch auf westliches Gebiet zu fahren – meist vergebens. Die Volkspolizei durchtrennte die Stromleitungen und kappte die Schienenverbindungen. An Ausrüstung gingen der BKB allein 22 Lokomotiven verloren. „Das betroffene Anlagevermögen hatte einen Wert von 30 Millionen Mark“, machte der Bürgermeister die Dimension deutlich, „im Jahr 1952 wohlgemerkt.“

Und dann zitierte er die DDR-Sicht der Ereignisse wie folgt: „Vier komplette Abraumzüge und ein Bagger wurden im Baggerbereich festgehalten. Die Werktätigen des Tagebaus Wulfersdorf hatten sich endgültig dem Einfluss der Schlotbarone entzogen und das Braunkohlenbergwerk allen Schikanen aus dem Westen zum Trotz zu ihrem Eigentum gemacht.“ Aus westlicher Sicht gab es zu diesem Tag nur eine Einschätzung: Das Unternehmen BKB war tot, seiner Rohstoffvorkommen und Betriebe beraubt.

„Dass es den Bergbau heute noch gibt, ist in erster Linie raschem Handeln zu verdanken. In einer Rekordzeit von knapp zwei Jahren baute die BKB in Offleben ein neues Kraftwerk und erschloss entsprechende Kohlevorkommen im heutigen Helmstedter Revier auf“, fuhr Schobert fort.

Im Jahr 1985 gab es einen weiteren Wendepunkt in der Stromerzeugung der BKB. Das Kraftwerk Offleben I ging vom Netz. An seine Stelle trat mit dem Kraftwerk Buschhaus eine neue Technikgeneration.

Und jetzt, im Jahr 2017, stehen die Helmstedter und ihre Nachbarn wieder vor neuen Tatsachen: Am 30. August 2016 endete nach über 140 Jahren die Bergbaugeschichte des Helmstedter Reviers. Ab September 2016 haben die umfangreichen Rekultivierungsarbeiten im ehemaligen Tagebau Schöningen begonnen. Am 1. Oktober 2016 wurde das Kraftwerk Buschhaus für vier Jahre in die sogenannte Sicherheitsbereitschaft überführt.

Um die Zukunft zu gestalten, hat der Landkreis Helmstedt gemeinsam mit seinen Nachbargemeinden einen Masterplan aufgestellt. Wenn es mit der Genehmigung klappt, wird der Lappwaldsee weiter mit Grundwasser geflutet. Bis ungefähr zum Jahr 2032. Dann wäre der Höchststand erreicht und der See hätte eine Größe von 4,6 mal 1,7 Kilometern.

„Wir haben jetzt schon Anfragen für die Nutzung“, freut sich der Bürgermeister über das Interesse an dem künftigen Naherholungsgebiet. Die genaue Ausgestaltung ist noch in der Diskussion, Tourismusideen müssen mit Naturschutzforderungen ausgehandelt werden. Alle anliegenden Gemeinden sind mit im Boot, sowie das Land Sachsen-Anhalt, in dessen Bereich der östliche Teil des Gebietes fällt.

„Aber bereits jetzt hat die Bevölkerung große Lust auf diesen See“, weiß Schobert. „Und wir, als Gemeinschaft der Anlieger, organisieren immer wieder Veranstaltungen am See.“ Es gibt Kutschfahrten, Veranstaltungen zu Ostern, Führungen, sogenannte „Grenzenlos-Fahrten“, sportliche Wettkämpfe und jede Menge mehr.

Und – wie heute – eine Braunkohlwanderung. Nach so viel Informationen und frischer Luft freuen wir uns alle auf das Essen in der Begegnungsstätte Kloster St. Ludgerus. Gute Gespräche zum Abschluss, sehr guter Braunkohl, einfach ein gelungener Tag.

Die nächste Bratwurst übrigens steht schon fest: am Samstag (4. März) steht die Hundewanderung auf dem Plan, gegen 13 Uhr grillt Wittich Schobert persönlich die Bratwurst. Alle sind gern gesehen, ob mit oder ohne Hund.

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