Innenstadt. Verkehrte Welt. Obwohl es kalt ist, liegt schon ein bisschen Frühling in der Luft, aber es hilft nichts. Nicht nur die Modegeschäfte in der Innenstadt sind geschlossen. Auch Markus Will darf sein Fahrradgeschäft in der Celler Straße nicht öffnen. Die Werkstatt aber schon.
Und so ist am Mittwoch dann doch ein bisschen Betrieb. Der Fahrradverkauf läuft – allerdings unter erschwerten Bedingungen. „Die Leute sind diesen Winter durchgefahren”, sagt Markus Will, Inhaber von Zweirad Päschke in der Celler Straße. Das liegt am milden Wetter und daran, dass viele derzeit öffentliche Busse und Bahnen meiden. Es sei ungewöhnlich, dass schon so früh im Jahr so viele Räder zur Reparatur gebracht werden, sagt
Will. Der Hof steht voll. Die Mitarbeiter in der Werkstatt haben gut zu tun. Die Kollegen im Verkauf nicht, sie sind in der Kurzarbeit, teilen sich in
eine Vormittags- und Nachmittagsschicht. Trotzdem: „Die Stimmung hier bei uns ist sehr gut”, sagt Markus Will. Darüber ist er froh. Gern würde er
sein Geschäft wieder regulär öffnen. Fahrräder gehören seiner Meinung nach zum Bereich der Daseinsvorsorge dazu. Und mit Blick aufs Frühjahr
könnte die Öffnung den erwarteten Kundenansturm entzerren. Außerdem hat Markus Will sein Geschäft mit mehreren Spezialgeräten zur Luftdesinfektion ausgestattet. Ausgezahlt hat sich diese Investition bislang nicht.

Seit dem Lockdown hat der Fahrradhändler vieles neu oder umorganisiert. Das Hygienekonzept ist streng, die Mitarbeiter tragen Handschuhe
und Masken, dürfen sich außerdem weitere Masken für die Familie zu Hause mitnehmen. Bei der Terminvergabe wird darauf geachtet, dass nicht
plötzlich fünf Kunden gleichzeitig vor der Werkstatttür stehen. Nur zum Bezahlen geht es kurz hinüber in den Laden. Umherschauen und Stöbern –
das fällt aus. Schon allein deshalb kann Markus Will online nicht den gleichen Umsatz erzielen wie im direkten Verkauf. Beim ersten Lockdown im
März 2020 hat er rund die Hälfte des Umsatzes eingebüßt.
Der Arbeitsalltag hat sich verändert. Markus Will selbst verbringt viel Zeit vor dem Computer, viel mehr als vor der Coronapandemie. Alles läuft online. Die Terminanfrage und -vergabe für Probefahrten, Fahrradkauf oder die Bestellung von Ersatzteilen – und natürlich die Beratung. Die Kunden fragen nach einer speziellen Lackierung, wissen die passende Rahmenhöhe nicht, haben Fragen zu Zubehör oder Bauteilen. „Ich persönlich mag es nicht, wenn ich fünf Tage auf eine Mailantwort warten muss“, sagt er. Deshalb gibt es bei ihm kein Vertun. Die Mails, die in großer Zahl nach Geschäftsschluss ab Sonnabend einlaufen, müssen zügig beantwortet werden. Weil das Geschäft montags generell geschlossen ist, kommt bis Dienstag einiges an Anfragen zusammen. Dann werden die Räder für die Probefahrten aus dem Laden oder aus dem Lager geholt und entsprechend vormontiert. Viel Aufwand, aber Markus Will beschwert sich nicht. Er und sein Team hoffen das Beste. Und sind bis dahin weiterhin für ihre Kunden da.