4. Februar 2023
Fahrrad

„Wir wollen keinen Verkehrsinfarkt“

Mobilitätsentwicklungsplan geht weiter: Verwaltung prüft drei Szenarien und 200 Maßnahmen

Auto, Bus, Fahrrad: Wer bekommt in Zukunft wo Vorrang? Der Mobilitätsentwicklungsplan nimmt genau das unter die Lupe. Foto: BZ/Stachura

Einspuriger City-Ring, einspuriger Bohlweg, grüne Welle für Radfahrer, Lieferverkehr raus aus der Innenstadt, Parkhäuser statt Parkplätze – zur Frage, wie der Verkehr künftig in Braunschweig aussehen kann, gibt es mittlerweile ein dickes Bündel von Konzepten und Ideen.

Konkret wurden drei Szenarien und rund 200 Maßnahmen in den vergangenen Monaten entwickelt. Die hat die Verwaltung jetzt dem Ausschuss für Mobilität, Tiefbau und Auftragswesen (AMTA) vorgelegt. Nicht, um dieses oder jenes schon einmal umzusetzen. Sondern, um erst einmal das Go zu bekommen, die Vorschläge fachlich untersuchen zu dürfen. Das ist passiert, es kann also weitergehen.

„Es gibt Städte, die sperren einfach willkürlich Straßen“, nennt Oberbürgermeister Dr. Thorsten Kornblum Beispiele, wie mit der Brechstange Verkehrswende und Klimaneutralität herbeigeführt werden soll. Das Ergebnis seien ellenlange Staus und ein Verkehrsinfarkt, so das Stadtoberhaupt, „das ist nicht unser Weg.“ Ziel sei vielmehr eine verkehrsarme Innenstadt, die dennoch erreichbar bleiben müsse. „Wir sind Einkaufsmetropole und Kulturstadt, haben schöne Restaurants. Das sollen auch auswärtige Bürger und Besucher erleben können“, betont Kornblum. Nachdem die Politik in dieser Woche grünes Licht für die Prüfung gegeben hat, kann der „Mobilitätsentwicklungsplan 2035+“ (kurz MEP) – 2019 auf dem Weg gebracht – also in die Zielgerade gehen. Er ist das Drehbuch, nach dem Mobilität und Verkehr in Braunschweig neu gedacht werden.

Zu klären ist jetzt die Frage, ob und inwieweit die drei Zukunftsszenarien (siehe Kasten) und die 200 Maßnahmen in den MEP einfließen können. Dazu wird es Modellrechnungen geben, auf deren Basis die einzelnen Maßnahmen bewertet werden. Es gebe dabei keine Denkverbote, so der OB. „Mir ist wichtig, dass auch kontroverse und weitreichende Ideen offen geprüft werden.“ Zum einen könnten gerade sie starke Effekte mit sich bringen. „Zum anderen ist es nur redlich, im Rahmen eines Beteiligungsprozesses, der weit in die Zukunft reicht, alle Ideen, vielleicht auch unpopuläre, ernst zu nehmen.“
Die zentrale Frage in den kommenden Monaten sei: Welche Lösungen führen zum Ziel? Die Bewertungskriterien für die „wirksamsten Maßnahmen“ sollen dem AMTA möglichst noch vor der Sommerpause vorgelegt werden. Ein abschließender Entwurf für den MEP ist für Ende des Jahres anvisiert.

Zukunfts-Szenarien

Drei Zukunftsszenarien wurden in den vergangenen Monaten mit Hilfe von Experten und durch Bürgerbeteiligungen entwickelt:

• Smarte Mobilität: Per Ampelsteureung, On-Demand-Angeboten und Vernetzung der Verkehrsmittel soll Braunschweigs Verkehr smarter werden.
• Starker Umweltverbund: Rad- und Fußverkehr sowie der ÖPNV sollen unter anderem durch Mobilitätsstationen und Sharing-Angebote so attraktiv gemacht werden, dass Autofahrer gerne umsteigen.
• Stadtraum für Menschen: Statt Quartiere nach dem Autoverkehr auszurichten, soll es weniger Kfz-Flächen, dafür aber mehr Raum für das gesellschaftliche Leben und den sozialen Austausch geben.

Auch interessant