24. April 2015
Kulturelles

Wo der Digital-Dschungel wild wuchert

Das Stück „This is for everyone“ verhandelt im Haus Drei Rudimente des technologischen Fortschritts etwas einseitig.

Annika (Anja Dreischmeier), Robert (Ralph Kinkel) und Norman (Nikolaij Janocha, v.l.) haben sich im Digital-Dschungel verlaufen. Als sonderlich schlimm empfinden sie die Situation aber eigentlich nicht. Foto: Volker Beinhorn

Von André Pause, 25.04.2015.

Braunschweig. Als „Neuland“ hat unsere Frau Bundeskanzlerin das Internet vor nicht allzu langer Zeit bezeichnet. Vor allem der Generation der digital Natives wird diese Einschätzung antiquiert vorkommen. Das Netz ist ein Stück Selbstverständlichkeit geworden. Doch bei aller Vertrautheit: Sind die jungen Leute mit den gewachsenen Machtstrukturen und den daraus resultierenden Risiken vertraut?

Nach der Premiere des Aufklärungsstückes „This is for everyone“ im Haus Drei des Staatstheaters erzählen drei Mädchen, dass ihnen das Ausmaß der Verknüpfung von bereitwillig heraus- beziehungsweise eingegebenen Daten durch Algorithmen zumindest nicht allzu klar war.

Längst ist das Versprechen des HTML-Erfinders und Internetpioniers Tim Berners-Lee – „This is for everyone“ – gelebte Realität geworden. Und auch Erwachsene sind sich der Tragweite ihres Tuns nicht immer bewusst. Darum soll es gehen in diesem Stück: Das Digitale wuchert unbarmherzig in unser Leben wie das auf Leinwände projizierte Grünzeug auf der Bühne.
Annika (Anja Dreischmeier), Robert (Ralph Kinkel) und Norman (Nikolaij Janocha) haben sich dort verirrt, wo der Digital-Dschungel dichter wird. Komischerweise jedoch scheinen die drei Freunde die Situation partiell gar nicht so bedenkenträgerhaft zu sehen, wie der mahnende Grundton der Inszenierung dies vorgibt.

Sie telefonieren mit der Freundin, aktivieren GPS und so weiter. Alles ganz munter. Über das Spiel des Ensembles bringen Regisseurin Ulrike Hatzer und Texter Thomas Freyer noch am ehesten Anknüpfungspunkte für eine positive Sicht auf die Dinge, die es – zumindest in der Realität – ja auch gibt. Insgesamt kann die Produktion schon aufgrund der Komplexität des Themenfeldes schwerlich mehr sein als ein Problemaufriss. Weitere Infos unter staatstheater-braunschweig.de.

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