23. Juli 2022
Verkehr

Wohin nur mit dem Auto?

An der Frankfurter Straße gibt’s kein Halten mehr • In jeder Straße eine Baustelle

Kramerstraße, Schöttlerstraße, Frankfurter Straße – überall das fast gleiche Bild. Hier in der Odastraße kann einem beim Anblick der Schilderparade schwindelig werden. Auf diesem Bild nicht zu sehen: zwei weitere Schilder am Anfang der Straße ... Foto: Marion Korth

Westliches Ringgebiet. Die autofreie Stadt ist eine Vision. Der Alltag sieht anders aus. „Die Autos verdunsten nicht einfach, auch wenn die Stadt das denkt“, witzelt ein Anlieger. Machen sie aber nicht, trotz der Hitze in diesen Tagen. Was verschwindet, sind also nicht die Autos, sondern die Parkplätze. Alle Tage ein paar mehr.

Ortstermin im westlichen Ringgebiet. Ein Anlieger will uns das „Parkchaos“ im Viertel zeigen. Frankfurter Straße, Odastraße, Schöttlerstraße, Kramerstraße, Bergfeldstraße – überall Baustellen. Und überall Absperrgitter, Baufahrzeuge sowie Schilder, die mal die eine, dann die andere oder gleich alle beide Straßenseiten zu absoluten Halteverbotszonen erklären.

„Wir sind noch die nächsten drei Wochen da“, verkündet ein Bauarbeiter gut gelaunt. Fernwärmeleitungen verlegen er und seine Kollegen, auch die Frischwasserleitungen sowie Hausanschlüsse seien erneuert worden. Bereits im April hätten sie weiter oben begonnen, vier Wochen jetzt in diesem Abschnitt, dann – wie gesagt – noch drei bis zum Ende des Bauabschnittes. Woanders werden Glasfaserleitungen verlegt.

Dass die Bauarbeiten jetzt gehäuft in den Sommerferien erledigt werden, sei eine gute Sache und entspanne die Parkplatzsituation ein bisschen, weil einige im Urlaub seien, sagt der Anlieger. Aber das allein reiche nicht. Während wir uns unterhalten, kommt schon wieder das gleich Auto um die Ecke gefahren, der sucht doch wohl nicht einen Parkplatz? Abends dann das reinste Chaos, weil niemand mehr weiß, wo er hin soll.

In der Kramerstraße fallen aktuell noch weitere rund 20 Stellplätze weg, in der Odastraße gilt das Halteverbot schon länger und dort sogar auf beiden Seiten. Die Anlieger wissen schlicht nicht mehr wohin mit ihren Fahrzeugen. Die Kritik: Zu viele Baustellen fast zeitgleich in einem Bereich. Wobei nicht überall, wo nicht geparkt werden darf, auch gebaut wird. „Diese Halteverbotsschilder stehen hier seit dem 7. Juli. Seitdem hat hier niemand eine Schaufel in die Hand genommen“, kritisiert ein anderer Anlieger. Beim Rundgang weiß man nicht, wohin zuerst schauen: Absolutes Halteverbot ab 30.5., ab 11.7., ab 18.7.,ab 21.7., ab 27.7.. Keines wird abgebaut, aber es kommen immer neue hinzu.

An diesem Tag haben etliche im Viertel die Schilder einfach ignoriert und ihre Autos abgestellt. Die laufen Gefahr, abgeschleppt zu werden, aber lassen es offenbar darauf ankommen. Ein Halteverbotsschild fand sich rätselhafter Weise demontiert in einem Vorgarten wieder. Bei Hornbach soll abends so manches Auto stehen, das nicht zu einem Baumarktkunden gehört … „Schlechte Bauplanung“, sagen die Anlieger. Informiert habe sie im Vorfeld auch keiner. Einer hat einen Beschwerdebrief an die Stadt geschrieben, er wurde um Verständnis gebeten. Das war’s.
Verständnis haben eigentlich auch alle, sie wissen, dass niemand ein Anrecht auf einen kostenlosen Stellplatz auf öffentlichem Grund hat. Und trotzdem fühlen sie sich jetzt alleingelassen, denn: „Autos verdunsten nicht einfach.“ Nicht einmal bei dieser Hitze

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