11. November 2022
Buntes

Wunscherfüller am Werk

Jeder kann dazu beitragen, damit es „Weihnachten für alle“ wird • Eine Aktion von vielen

Größter Wunsch: ein Fernseher. In ihrer Freizeit helfen Studierende der Ostfalia, dass Wünsche wohnungsloser Menschen in Erfüllung gehen. Foto: Marion Korth

Braunschweig. Um Wünsche wahr werden zu lassen, braucht es entweder ein Wunder oder ein so tolles Team wie das vom Verein „Weihnachten für alle“. Am Donnerstag war der erste Tag der „Wunschzettelannahme“.

Vor dem Gemeindezentrum der Katharinenkirche standen schon eine halbe Stunde vor Beginn die ersten Menschen, um sich mit ihrem Wunschzettel fotografieren zu lassen. Studierende der Fachrichtung Soziale Arbeit an der Ostfalia Wolfenbüttel hören zu, fragen nach, schreiben auf, machen Fotos. Alles in ihrer Freizeit, mitten im Semester, ohne Bezahlung und ohne damit „Credit Points“ für ihr Studium zu sammeln.

„Wir wollen etwas Schönes in die Welt bringen“, sagt Robert. Corona, Krisen und Kostenexplosion – an Gründen, schlecht drauf zu sein, mangelt es nicht. Für die Studierenden ist das der Ansporn, Gutes zu tun. Ihre Professorin Tanja Witting ist überwältigt von so viel Enthusiasmus und Engagement. „Weihnachten für alle“ ist ein Gemeinschaftswerk mit Strahlkraft. Ihr Mann Thomas Spork hatte vor sechs Jahren die Idee, speziell zu Weihnachten, wenn alle sich in familiäre Häuslichkeit zurückziehen, für wohnungs- und obdachlose Menschen da zu sein und ihnen eine Freude zu machen. „Im ersten Jahr haben wir fünf Wünsche erfüllt“, erzählt er. 150 oder mehr werden es in diesem Jahr sein. Der Andrang ist auffallend groß. Die Wünsche nicht unbedingt. „Gerade die Menschen, die besonders schlecht dran sind, haben die kleinsten Wünsche oder müssen erst einmal überlegen, was sie sich wünschen könnten“, sagt Tanja Witting.

Thomas Spork, Initiator von „Weihnachten für alle“ erinnert sich daran, wie sich jemand für die kleine Tochter ein Prinzessinnenkleid wünschte. An diesem Tag geht es eher in die technische Richtung: Gutscheine für Saturn, ein Laptop, ein Fernseher. Generell sind auch Handys begehrt. Sie sind für Menschen, die keine feste Adresse haben, die einzige Möglichkeit, erreichbar zu bleiben. Nur Bargeld gibt es niemals.

Professorin Tanja Witting ist immer wieder überrascht, wie hilfsbereit die Menschen sind. Über die Fotos entstehe ein persönlicher Kontakt zu den Bedürftigen, das mache den Unterschied aus. Statt es bei der gewünschten Winterjacke zu belassen, sprach eine Ladeninhaberin beispielsweise die Einladung aus, sich in ihrem Geschäft komplett neu einkleiden zu dürfen.

Nicht jedem ist anzusehen, dass er arm ist. Die Diakonie sorgt dafür, dass nur Bedürftige an der Wunschaktion teilnehmen können. Nur wer den Stempel vorweisen kann, wird fotografiert. In einem leerstehenden Ladenlokal am Waisenhausdamm 9 (ehemals Ikebana Köster) werden die Wunschzettel vom 3. bis 17. Dezember ausgestellt. Der Laden ist außer sonntags täglich von 10 bis 18 Uhr geöffnet. Die Studierenden der Ostfalia machen es möglich. Benita lässt dafür sogar ihren Nebenjob für einen Monat ruhen. „Ich habe vorher gespart, damit ich mir das leisten kann“, sagt sie.
„Bescherung“ ist am 22. Dezember. Dann sind alle „Wünscher“ zum Drei-Gänge-Menü im Gewerkschaftshaus willkommen. Die Köche arbeiten ehrenamtlich, gesammelt werden noch Spenden für Lebensmittel oder auch, um den Mittagstisch im Tagestreff Iglu zu unterstützen. Kontakt und Informationen dazu auf den Internetseiten des Vereins „Weihnachten für alle“.
Manche Wünsche können nicht bis Weihnachten warten. Bei Momo (die eigentlich Monique heißt) und Mona brennt es. Die Hündin ist lieb, zeigt aber anderen Hunden, die sie nicht mag, die Zähne. Jetzt gibt es Stress mit dem Veterinäramt. Momo ringt mit den Tränen, als sie davon erzählt. „Wenn ich keinen Hundeführerschein machen kann, darf ich den Hund nicht behalten.“ Momo ist schwer krank, die Sorgen um ihren Hund machen alles noch schlimmer. Thomas Spork und Tanja Witting sprechen ihr Mut zu. Momo und Monas Foto soll sofort auf die Homepage des Vereins kommen, damit sich schnell jemand findet, der hilft.

Braunschweig zeigt Herz

In Zusammenarbeit mit der Verkehrswacht heißt es auch in diesem Jahr wieder „Braunschweig zeigt Herz“. Besucherinnen und Besucher der Innenstadt haben am Samstag, 26. November, die Möglichkeit an mehreren Aktionsständen in der Innenstadt für den Verein Verkehrswacht zu spenden.

Päckchen für Braunschweig

Nach dem Rekordergebnis im vergangenen Jahr, als rund 3900 „Päckchen für Braunschweig“ gepackt worden sind, findet auch diese Aktion jetzt ihre Fortsetzung. Bis zum 9. Dezember können die Päckchen in Schuhkartongröße beispielsweise in den dm-Märkten in Braunschweig, im Schuhhaus Zumnorde in den Schloss-Arkaden, in den Jugendzentren in Stöckheim und im Heidberg oder im Edeka-Center in Rautheim abgegeben werden.
Gedacht sind die Geschenke im Wert von 20 Euro für Kinder und Jugendliche bis 18 Jahren aus benachteiligten Familien.

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