Von Christoph Matthies, 13.02.2018.
Braunschweig. Die Löwen-Basketballer haben den Klassenerhalt praktisch sicher, müssen sich vor dem Heimspiel am Sonntag gegen den MBC keine Sorgen mehr über den Verbleib in der Liga machen. Dass sich dies so früh sagen lässt, hat ganz viel mit Stützpfeilern wie Scott Eatherton und DeAndre Lansdowne zu tun. Doch es braucht auch gute Rollenspieler, um in der Basketball-Bundesliga Erfolg zu haben.
Als ein solcher präsentierte sich Dennis Nawrocki in den vergangenen Monaten. Dabei grenzt es an ein Wunder, dass der 25-Jährige heute überhaupt fester Teil einer BBL-Rotation ist. Nachdem er seine basketballerische Ausbildung in Braunschweig erhalten hatte, zog es ihn nach Wolfenbüttel, ehe er für drei Jahre mit Cuxhaven und Kirchheim in der 2. Liga ProA spielte. Danach allerdings schien es, als würde der Braunschweiger mit polnischen Wurzeln seine Profi-Karriere an den Nagel hängen: 2016 kam er zurück in seine Heimatstadt, neben seinem Studium lief er für die SG Braunschweig in der Oberliga, der sechsten Liga, auf und führte den Klub in die 2. Regionalliga.
„Ich habe Dennis schon als Jugendspieler verfolgt“, berichtet Löwen-Coach Frank Menz, damals Junioren-Nationaltrainer. „Aber ich muss zugeben, dass ich ihn dann aus den Augen verloren habe.“ Nawrockis SG-Trainer Benjamin Travnizek kam auf Menz zu, fragte ihn, ob der Flügelspieler nicht beim BBL-Team mittrainieren könne. „Ich habe ihm dann keinen Platz in der Mannschaft angeboten, sondern nur die Möglichkeit mitzutrainieren“, erzählt Menz von Nawrockis ersten Schritten im BBL-Kader.
„Als ich zurück nach Braunschweig kam, habe ich mir schon erhofft, dass in Richtung erster Liga noch etwas gehen kann“, stellt Nawrocki klar. Und tatsächlich kam seine Chance, als Luis Figge sich schwer verletzte und dadurch Minuten in der Rotation frei wurden. Am 4. November 2017 gab er sein BBL-Debüt gegen Bamberg. Seitdem überzeugt er als griffiger Verteidiger und gefährlicher Dreierschütze. „Er ist exakt der Spieler, wie ich ihn mir vorstelle“, lobt Menz seinen unverhofften Leistungsträger. „Er spielt mutig, trifft klare Entscheidungen und verteidigt sehr gut.“ Zudem trainiere Nawrocki mehr als alle anderen, habe sein Leben komplett nach dem Basketball ausgerichtet: „Er zeigt, dass man es mit Fleiß und mit Biss bis nach oben schaffen kann.“
Nawrocki, der in der Nachwuchs-Bundesliga mit den heutigen NBA-Stars Dennis Schröder und Daniel Theis zusammenspielte, steht für die Löwen rund zehn Minuten auf dem Parkett, erzielt etwa vier Punkte im Schnitt. Sein Durchbruch, besonders in der öffentlichen Wahrnehmung, war das Heimspiel gegen Erfurt Ende Januar, als er 14 Punkte auflegte, die meisten davon im Schlussviertel. Die Fans stimmten während dieser Darbietung immer wieder seinen Namen an. „Meine Geschichte ist ein schönes Beispiel dafür, dass man niemals an seinen Träumen zweifeln sollte“, sagt der junge Mann, dessen BWL-Studium derzeit wieder in den Hintergrund gerückt ist.
Die Löwen haben ihren einzigen Lokalmatador neben Lars Lagerpusch mittlerweile mit einem Vertrag bis Saisonende ausgestattet, wollen mit ihm auch in die Zukunft gehen. „Er ist erst 25 und kann noch viel besser werden“, glaubt Menz, der den Rückkehrer in seiner Heimatstadt genau am richtigen Ort wähnt: „Es ist die perfekte Situation für ihn.“